- Start gegen 8:00 Uhr aus Port de Soller
- Ziel: Refugi de Muleta, Port de Soller
- Zwischenziel: Soller, Deja, Port de Valldemossa, Andratx
- Strecke: ca. 151km
- Höhenmeter: 5500
- Strecke auf Strava anschauen
Frühstück im Refugi – Kalorientechnisch ein Desaster. Wir können es kaum erwarten, einen kleinen Abstecher nach Soller zu machen, um unseren Proviant etwas aufzustocken. Die heutige Tour haben wir kaum durchgeplant. Andratx steht als Wendepunkt fest, alles andere überlegen wir uns während der Fahrt. Na obwohl: Port de Valldemossa wollen wir noch anfahren. Also, es geht los!
In Soller fahren wir einen Supermarkt an, in dem wir alle möglichen Kalorienbomben sowie Wasservorräte einkaufen. Der Einkauf wird in den Rucksäcken verstaut und schon sind wir im Kriechgang in Richtung Deja unterwegs. Bereits zu Beginn erwärmt sich unsere Beinmuskulatur mit Steigungsgraden von durchschnittlich 12,2% auf. Landschaftlich gesehen bietet dieser Abschnitt wenig Reizvolles. Doch, dass sich das bald ändern wird, wissen wir bereits jetzt schon.
Nach dem Erklimmen der ersten großen Steigung erblicken wir das Meer, die Motivation schiebt ordentlich an und wir genießen die erste kurze Abfahrt bis Deja. Super!
Ab Deja müssen wir etwas kriechen, um die 410 Höhenmeter zu erklimmen, die vor uns liegen, und erreiche nach etwa 28 Kilometern den Startpunkt für die Abfahrt nach Port de Valldemossa.
2013 haben wir jene bereits getestet und für gut befunden. Die Straßenverhältnisse machen die Abfahrt sehr spannend. Zwei sich entgegenkommende Fahrzeuge können kaum an einander vorbei. Es gibt etliche 180° Kurven, die an den Rändern nicht befestigt sind und aus dem Asphalt herausragende Baumwurzeln sind ebenfalls keine Seltenheit.
Hey! Aber Spaß muss sein! Selbstverständlich mit viel Vorsicht und Bedacht nehmen wir diese Herausforderung an und kommen innerhalb wenigen Minuten im Hafen des kleinen Örtchens an. Wir grüßen kurz das Meeresrauschen und setzen uns in das an der Hauptstraße gelegene Café. Kaffee!
Man merkt, hier haben wir noch viel Energie, um Fotos zu schießen. Im weiteren Verlauf werden es immer weniger, denn es wird eine lange, eine sehr lange Tour…
Wir verlassen Port de Valldemossa, arbeiten uns die Serpentinen wieder hoch und steigen weiter auf, so dass wir den Moletó de son Cabaspre bei 505 Höhenmetern passieren. Darauf folgt eine längere Abfahrt bis Banyalbufar. Das auf und ab Spiel setzt sich nun fort bis Andratx, stets begleitet von monumentalen Ausblicken und schweißtreibender Beinarbeit.
Andratx erreichen wir nach etwa 6 Stunden und 80 Kilometern auf und ab. Das ist schon nicht ohne. Wir legen eine Pause auf dem Hof des Ajuntament d’Andratx ein und stopfen uns voll mit den Kalorien aus Soller. Zu lange darf die Pause leider nicht sein, denn der Rückweg muss auch noch bewältigt werden. Ein kurzes Überschlagen unseres körperlichen Befindens und der möglichst schnellen Strecke zurück zum Port de Soller verrät uns, dass es knapp werden könnte. Knapp im Sinne von: Hey, es könnte sein, dass wir im Dunkeln ankommen und hey, wir haben ja gar kein Licht am Fahrrad und hey, wenn die Sonne weg ist, dann wird’s auch recht schnell kühl.
Lange Rede, kurzer Sinn: wir entfernen uns bereits im Eiltempo vom Andratx auf der Carreer Estanyera in Richtung es Capdella. Und nun folgt, wird uns definitiv für immer in Erinnerung bleiben. In der Hoffnung den kürzesten Weg gewählt zu haben, sind uns die zu bezwingenden Höhenmeter nicht aufgefallen. Und diese haben es auf diesem Streckenabschnitt in sich. Wenn die Beine wie die Hölle brennen, die Zeit drängt und vor einem solche „Hindernisse“ auftauchen:
… dann stößt man schon das eine oder andere Mal einen Fluch aus.
Die Gegend ist schön, das Wetter ebenfalls, auch die Straßenverhältnisse sind top, aber diese Höhenmeter, diese quasi aus dem nicht ragenden Hügelchen, die man mühsam erklimmen muss, immer wieder – Einfach nur krass!
Kurz vor Esporles haben wir die Möglichkeit auf die Strecke Richtung Port de Valdemossa zu kommen. Wir verzichten, da wir uns gerade auf einen leichten Abfahrtsstrecke befinden und durch Esporles durchrauschen, um in s’Esleieta festzustellen, dass es aus zeittechnischen Gründen doch Sinn macht wieder auf die Strecke zu kommen, die uns über Deja zurück nach Soller führt. Dafür müssen wir jedoch durch Valldemossa Stadt und das bedeutet wiederum, dass es wir bergauf geht. Wir sind bereits seit über neun Stunden unterwegs, haben über 5000 Höhenmeter in den Beinen, der Hunger klopft bereits an und die Sonne beginnt ihren Sinkflug zum Horizont.
Unsere Motivation lautet nun: Egal wieviel Kraft es kostet, wir müssen Port de Soller vor Anbruch der Dunkelheit erreichen. Sonst wird’s wirklich spannend. Wir kämpfen uns die Carretera de Valldemossa hoch und wechseln uns alle zwei Minuten in der Führungsposition ab, um wenigstens etwas Kraft zu sparen.
Geschafft, wir erreichen Valdemossa Stadt nach etwa 9:45 Stunden und 125 Kilometern. Es folgt eine Abfahrt, eine Wohltat für Körper und das Gemüt. Wir ruhen uns jedoch nicht aus, sondern halten ein Durchschnittstempo von etwa 50 km/h. Dass wir zeitweise auch die 70 km/h tangieren, verraten wir aber niemandem. Bei Kilometer 140 erklimmen wir den letzten größeren Anstieg und rasen wieder bergab nach Soller. Es beginnt zu dämmern. Wir haben es fast geschafft. Bis zum Hafen ist’s nicht mehr weit.
Mit den letzten Sonnenstrahlen erreichen wir Port de Soller, schrauben uns hoch zum Refugi und duschen heiß, um die Müdigkeit aus den Knochen zu bekommen. Ach ja, etwas zu essen wäre doch auch mal nett. Leider gibt es hier oben nichts mehr. Macht nix. Gerne schwingen wir uns nochmal auf die Bikes, um in der Finsternis nochmal zum Hafen zu fahren und ein Lokal aufzusuchen.
Auf das Mahl warten wir eine gefühlte Ewigkeit und es ist entgegen der großen Ankündigung in der Speisekarte deutlich weniger, als gedacht. Für den Moment reicht es dennoch.
Mit den allerletzten Kräften schließen wir den Tag mit einer Tagesdistanz von etwa 151 Kilometern und 5502 Höhenmetern ab. Das Einschlafen fällt uns sehr leicht.