Tag 3 – Mallorca mit dem Rennrad 2015

  • Start gegen 8:30 Uhr vom Hos­tal Doris, Colo­nia de Sant Jordi
  • Ziel: Alcu­dia
  • Zwi­schen­ziel: Son Ser­ra de Mari­na, Betlem
  • Stre­cke: ca. 155 km
  • Höhen­me­ter: 1.137
  • Stre­cke auf Strava.com ansehen

7 Uhr, Sant Jordi.

Nach erhol­sa­mer Nacht bil­den das Früh­stück im Hos­tal Doris und der obli­ga­to­ri­sche zwei­te Kaf­fee auf dem Dach in den ers­ten war­men Son­nen­strah­len fes­tes Pro­gramm unse­rer Tour. Aber um sich das Früh­stück zu ver­die­nen, wer­den erst­mal die Lauf­schu­he ange­zo­gen — ein paar Kilo­me­ter zu lau­fen, bil­det eine klei­ne Abwechs­lung zum tria­nier­ten run­den Tritt 😉

Am Strand von Colo­nia Sankt Jor­di ange­kom­men, ist es wun­der­schön am frü­hen Mor­gen die Aus­strah­lung der unglaub­li­chen Ruhe in sich auf­zu­sau­gen. Es ist noch frisch, aber man spürt bereits, dass die Son­ne heu­te sehr stark auf uns strah­len wird. In die­ser Aura sind die Lie­ge­stüt­ze im feuch­ten kal­ten Sand pure Medi­ta­ti­on. So lässt es sich leben.

Wir haben uns gegen die Fahrt über Por­to Cris­to ent­lang der Küs­te zum erfri­schen­den Bad in Cala Ratia­da ent­schie­den, zu ein­tö­nig und stark befah­ren ist die Küs­ten­stra­ße. Das Umfah­ren der Insel wird erst wie­der mit den Mal­lor­ca-Clas­sics unser Inter­es­se erwe­cken. Statt des­sen soll die Tour land­ein­wärts in Rich­tung Can Picaf­ort gehen: die­se, die Insel que­ren­de Stre­cke gehört zu den schöns­ten Rad­we­gen, im Schnitt kon­ti­nu­ier­li­ches leich­tes Gefäl­le und weni­ge Kreu­zun­gen las­sen einen regel­recht über die Insel flie­gen. Artà wer­den wir die­ses Jahr nicht anfah­ren, obwohl es einen schö­nen Stär­kungs­punkt mit Aus­sicht über die Wei­te Mal­lor­cas bis zum Meer bie­tet. Statt­des­sen ist es Wil­lis Gedan­ke Bet­lem auf­zu­su­chen, das auf­grund des Berg­zu­ges über die Stra­ße nur von der Süd­west­sei­te erreich­bar ist. Die­ses Ziel kann am Ende des Tages noch­mal für eine ordent­li­che Por­ti­on Kilo­me­ter sor­gen. Denn so untou­ris­tisch wir uns die Ecke erhof­fen, so schwie­rig wird es dort sein eine Unter­kunft zu fin­den. Bet­lem müs­sen wir heu­te also auch wie­der verlassen.

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Bekannt ist uns auch schon, wo wir die heu­ti­ge Tour been­den wol­len: wie­der wol­len wir das Hotel Fon­da Lla­bres im schö­nen Stadt­kern von Alcu­dia auf­su­chen, des­halb bre­chen wir nun zunächst in Rich­tung Nor­den auf. Da Kon­ni nicht zur Eile zu bewe­gen ist, star­ten wir mit einer Stun­de Ver­spä­tung, aber so viel cata­la­ni­sche Gemüt­lich­keit ist im Urlaub erlaubt. Was­ser­fla­schen und Ruck­sä­cke sind prall gefüllt, so geht es kon­ti­nu­ier­lich gen Nor­den, Por­re­res und Sineu sol­len den Weg wei­sen, um über Muro nörd­lich von Can Picaf­ort auf die Küs­ten­stra­ße zu gelan­gen. Der Wind steht güns­tig und so sind die 35 bis 40 km/h kei­ne beson­de­re Anstren­gung auf der größ­ten­teils fla­chen Strecke.

Die Mitte von Mallorca - Tolles Panorama!
Die Mit­te von Mal­lor­ca — Tol­les Panorama!

Das ers­te Teil­stück ent­lang der Stra­ße nach Cam­pos bie­tet das typi­sche Bild des inne­ren Mal­lor­cas: Fel­der und Wind­müh­len als Zeug­nis­se der land­wirt­schaft­li­chen Tra­di­ti­on. Der Zustand der Wind­müh­len unter­streicht den ver­las­sen wir­ken­den Ein­druck. Weni­ge Autos begeg­nen uns auf der Stra­ße, Renn­rad­fah­rern begeg­nen wir nicht.

Die Umge­hungs­rou­te „Ron­da“ war noch nicht fer­tig­ge­stellt, ohne Asphalt kein Weg und so irr­ten wir etwas auf der Suche nach einem schnel­len Weg zur ande­ren Sei­te des Städt­chens, das sehr ver­schla­fen und ver­lo­ren wirkt.

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Der Ver­such auf dem Weg nach Por­re­res den moto­ri­sie­ren Ver­kehr wei­test­ge­hend zu umfah­ren, ist uns geglückt, lei­der mit der bekann­ten Erfah­rung aus dem alten Müns­ter­land, wenn man einer ver­hei­ßungs­vol­len unbe­kann­ten Stre­cke folgt: Nach dem Abbie­gen in eine mühe­voll asphal­tier­te Stra­ße, auf der kei­ne Autos zu sehen sind, ist die Freu­de am Fahr­rad­fah­ren sehr groß. Das geht dann so lan­ge gut, bis plötz­lich der Asphalt ein jähes Ende fin­det. Wie lang wird nun die Schot­ter­pis­te sein, die vor einem liegt? Man könn­te nun die drei Kilo­me­ter nach Cam­pos zurück­fah­ren und einen ande­ren Weg suchen. Wir ver­su­chen statt des­sen dem stei­ni­gen Weg zu fol­gen (im wahrs­ten Sin­ne des Wor­tes), müs­sen irgend­wann sogar für eini­ge Meter absteigen.

Eine Stra­ße erreicht man in der Regel immer nach einer gewis­sen Zeit. So kön­nen auch wir unse­re Fahrt wie­der auf­neh­men und rich­ten uns nach Por­re­res aus, das wir links lie­gen las­sen. Direkt nach Por­re­res erwar­tet uns zunächst ein mode­ra­ter Anstieg über eine Län­ge von 4 Kilo­me­tern und anschlie­ßend in ähn­li­cher Län­ge die Abfahrt, bis wir die MA 15 kreu­zen. Ehe wir Sinieu errei­chen, ist eine wei­te­re Stei­gung zu erwäh­nen, die wir auf der Stre­cke gar nicht erwar­tet haben — die guten 7% waren eine net­te Anstren­gung für Waden und Ober­schen­kel. Nach zwei Stun­den haben wir Sinieu erreicht – die Tages­ki­lo­me­ter betra­gen noch nicht ein­mal die 50 km.

Über Muro wol­len wir nun die Ost­küs­te errei­chen. Kon­ti­nu­ier­lich fährt man auf super Stra­ßen ohne nen­nens­wer­ten Ver­kehr berg­ab. Immer wie­der lockern kür­ze­re Anstie­ge die Fahrt auf. Nach­dem wir Muro durch­fah­ren haben, haben wir lei­der nicht Sa Pobla ange­fah­ren, son­dern sind der schö­nen Stra­ße direkt nach Plat­ja de Muro gefolgt. Unse­re Unter­kunft in Alcu­dia haben wir damit schon fast erreicht und hat­ten noch den gan­zen Nach­mit­tag vor uns.
Sich im Hotel zu erfri­schen und den Ruck­sack los­zu­wer­den, kamen Kon­ni sehr ent­ge­gen, Wil­li woll­te auch die letz­te Tages­etap­pe mit dem Ruck­sack absol­vie­ren — Vor­be­rei­tung auf die Bergetappen 😉

Der größ­ten­teils fla­chen Stre­cke ent­lang der MA 12 fol­gend hat­ten wir auf höhe des Bade­ört­chens Son Ser­ra de Mari­na genug von den hohen Auto­ver­kehr. Die GR-22 soll­te uns über S’Estanyol nach Bet­lem brin­gen. Ver­ge­bens, am Ende von Vil­len, Pen­sio­nen und Hotels erwar­te­te uns ein Bach, der noch viel Was­ser aus den Ber­gen führ­te und uns das Pas­sie­ren nicht ermöglichte.

Son Serra de Marina
Son Ser­ra de Marina

Es muss­te wie­der zurück zur Haupt­stra­ße gehen. Die Fahrt Rich­tung Bet­lem haben wir selbst­ver­ständ­lich fort­ge­setzt, dort soll­te zumin­dest ein Kaf­fee auf uns war­ten, bevor es zurück nach Alcu­dia ging.

Eine lan­ge Tal­fahrt und der zuge­hö­ri­ge Anstieg sind auf der Stre­cke noch zu erwäh­nen. Die­se Steig­nu­gen waren auf dem Weg nach Bet­lem noch ein Spaß, auf dem Rück­weg mehr ein Kräf­te­zeh­ren. Denn die Anstren­gun­gen der letz­ten Stun­den führ­ten zu einem ste­chen­den Schmerz in Wital­lis Knie bei hoher Belas­tung. Anstie­ge waren für ihn folg­lich nur noch mit einer 0,8–0,2 Kraft­ver­tei­lung zwi­schem dem rech­ten und lin­ken Bein erträg­lich. Den Ruck­sack woll­te Wil­li natür­lich trotz­dem nicht an Kon­ni abge­ben, statt­des­sen biss er die Zäh­ne zusam­men und kämpf­te sich bestän­dig zurück zur Unterkunft.

Das Abend­essen gegen­über Fon­da Lla­b­rés hat­ten wir bes­ser in Erin­ne­rung. Gut geschmeckt hat es alle­mal und so konn­ten wir uns nach 8,5 Stun­den im Sat­tel und der Stär­kung in das Hotel zurück­zie­hen. Wil­li ging direkt ins Bett, wäh­rend Kon­ni sich noch eine Dose Cer­ve­za sin alco­hol auf dem Dach unter den Ster­nen gönn­te. Genau die rich­ti­ge Zeit­um nach­den­ken zu kön­nen, bevor auch ihn die Müdig­keit zu Bett zog.

Betlem

… ist ein ganz klei­nes Ört­chen umge­ben von Was­ser und Ber­gen. Die Stra­ße endet abrupt und wei­ter führt nur noch ein Wan­der­pfad. Leich­te Ent­täu­schung macht sich breit. Man kommt kaum ans Was­ser her­an, alles ist zuge­baut oder nur durch eine kur­ze Wan­de­rung zu errei­chen. Unse­re Zeit wird knapp, denn die Son­ne macht sich bereits auf den Weg zum Horizont.

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