- Start gegen 8:30 Uhr vom Hostal Doris, Colonia de Sant Jordi
- Ziel: Alcudia
- Zwischenziel: Son Serra de Marina, Betlem
- Strecke: ca. 155 km
- Höhenmeter: 1.137
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7 Uhr, Sant Jordi.
Nach erholsamer Nacht bilden das Frühstück im Hostal Doris und der obligatorische zweite Kaffee auf dem Dach in den ersten warmen Sonnenstrahlen festes Programm unserer Tour. Aber um sich das Frühstück zu verdienen, werden erstmal die Laufschuhe angezogen — ein paar Kilometer zu laufen, bildet eine kleine Abwechslung zum trianierten runden Tritt 😉
Am Strand von Colonia Sankt Jordi angekommen, ist es wunderschön am frühen Morgen die Ausstrahlung der unglaublichen Ruhe in sich aufzusaugen. Es ist noch frisch, aber man spürt bereits, dass die Sonne heute sehr stark auf uns strahlen wird. In dieser Aura sind die Liegestütze im feuchten kalten Sand pure Meditation. So lässt es sich leben.
Wir haben uns gegen die Fahrt über Porto Cristo entlang der Küste zum erfrischenden Bad in Cala Ratiada entschieden, zu eintönig und stark befahren ist die Küstenstraße. Das Umfahren der Insel wird erst wieder mit den Mallorca-Classics unser Interesse erwecken. Statt dessen soll die Tour landeinwärts in Richtung Can Picafort gehen: diese, die Insel querende Strecke gehört zu den schönsten Radwegen, im Schnitt kontinuierliches leichtes Gefälle und wenige Kreuzungen lassen einen regelrecht über die Insel fliegen. Artà werden wir dieses Jahr nicht anfahren, obwohl es einen schönen Stärkungspunkt mit Aussicht über die Weite Mallorcas bis zum Meer bietet. Stattdessen ist es Willis Gedanke Betlem aufzusuchen, das aufgrund des Bergzuges über die Straße nur von der Südwestseite erreichbar ist. Dieses Ziel kann am Ende des Tages nochmal für eine ordentliche Portion Kilometer sorgen. Denn so untouristisch wir uns die Ecke erhoffen, so schwierig wird es dort sein eine Unterkunft zu finden. Betlem müssen wir heute also auch wieder verlassen.
Bekannt ist uns auch schon, wo wir die heutige Tour beenden wollen: wieder wollen wir das Hotel Fonda Llabres im schönen Stadtkern von Alcudia aufsuchen, deshalb brechen wir nun zunächst in Richtung Norden auf. Da Konni nicht zur Eile zu bewegen ist, starten wir mit einer Stunde Verspätung, aber so viel catalanische Gemütlichkeit ist im Urlaub erlaubt. Wasserflaschen und Rucksäcke sind prall gefüllt, so geht es kontinuierlich gen Norden, Porreres und Sineu sollen den Weg weisen, um über Muro nördlich von Can Picafort auf die Küstenstraße zu gelangen. Der Wind steht günstig und so sind die 35 bis 40 km/h keine besondere Anstrengung auf der größtenteils flachen Strecke.
Das erste Teilstück entlang der Straße nach Campos bietet das typische Bild des inneren Mallorcas: Felder und Windmühlen als Zeugnisse der landwirtschaftlichen Tradition. Der Zustand der Windmühlen unterstreicht den verlassen wirkenden Eindruck. Wenige Autos begegnen uns auf der Straße, Rennradfahrern begegnen wir nicht.
Die Umgehungsroute „Ronda“ war noch nicht fertiggestellt, ohne Asphalt kein Weg und so irrten wir etwas auf der Suche nach einem schnellen Weg zur anderen Seite des Städtchens, das sehr verschlafen und verloren wirkt.
Der Versuch auf dem Weg nach Porreres den motorisieren Verkehr weitestgehend zu umfahren, ist uns geglückt, leider mit der bekannten Erfahrung aus dem alten Münsterland, wenn man einer verheißungsvollen unbekannten Strecke folgt: Nach dem Abbiegen in eine mühevoll asphaltierte Straße, auf der keine Autos zu sehen sind, ist die Freude am Fahrradfahren sehr groß. Das geht dann so lange gut, bis plötzlich der Asphalt ein jähes Ende findet. Wie lang wird nun die Schotterpiste sein, die vor einem liegt? Man könnte nun die drei Kilometer nach Campos zurückfahren und einen anderen Weg suchen. Wir versuchen statt dessen dem steinigen Weg zu folgen (im wahrsten Sinne des Wortes), müssen irgendwann sogar für einige Meter absteigen.
Eine Straße erreicht man in der Regel immer nach einer gewissen Zeit. So können auch wir unsere Fahrt wieder aufnehmen und richten uns nach Porreres aus, das wir links liegen lassen. Direkt nach Porreres erwartet uns zunächst ein moderater Anstieg über eine Länge von 4 Kilometern und anschließend in ähnlicher Länge die Abfahrt, bis wir die MA 15 kreuzen. Ehe wir Sinieu erreichen, ist eine weitere Steigung zu erwähnen, die wir auf der Strecke gar nicht erwartet haben — die guten 7% waren eine nette Anstrengung für Waden und Oberschenkel. Nach zwei Stunden haben wir Sinieu erreicht – die Tageskilometer betragen noch nicht einmal die 50 km.
Über Muro wollen wir nun die Ostküste erreichen. Kontinuierlich fährt man auf super Straßen ohne nennenswerten Verkehr bergab. Immer wieder lockern kürzere Anstiege die Fahrt auf. Nachdem wir Muro durchfahren haben, haben wir leider nicht Sa Pobla angefahren, sondern sind der schönen Straße direkt nach Platja de Muro gefolgt. Unsere Unterkunft in Alcudia haben wir damit schon fast erreicht und hatten noch den ganzen Nachmittag vor uns.
Sich im Hotel zu erfrischen und den Rucksack loszuwerden, kamen Konni sehr entgegen, Willi wollte auch die letzte Tagesetappe mit dem Rucksack absolvieren — Vorbereitung auf die Bergetappen 😉
Der größtenteils flachen Strecke entlang der MA 12 folgend hatten wir auf höhe des Badeörtchens Son Serra de Marina genug von den hohen Autoverkehr. Die GR-22 sollte uns über S’Estanyol nach Betlem bringen. Vergebens, am Ende von Villen, Pensionen und Hotels erwartete uns ein Bach, der noch viel Wasser aus den Bergen führte und uns das Passieren nicht ermöglichte.
Es musste wieder zurück zur Hauptstraße gehen. Die Fahrt Richtung Betlem haben wir selbstverständlich fortgesetzt, dort sollte zumindest ein Kaffee auf uns warten, bevor es zurück nach Alcudia ging.
Eine lange Talfahrt und der zugehörige Anstieg sind auf der Strecke noch zu erwähnen. Diese Steignugen waren auf dem Weg nach Betlem noch ein Spaß, auf dem Rückweg mehr ein Kräftezehren. Denn die Anstrengungen der letzten Stunden führten zu einem stechenden Schmerz in Witallis Knie bei hoher Belastung. Anstiege waren für ihn folglich nur noch mit einer 0,8–0,2 Kraftverteilung zwischem dem rechten und linken Bein erträglich. Den Rucksack wollte Willi natürlich trotzdem nicht an Konni abgeben, stattdessen biss er die Zähne zusammen und kämpfte sich beständig zurück zur Unterkunft.
Das Abendessen gegenüber Fonda Llabrés hatten wir besser in Erinnerung. Gut geschmeckt hat es allemal und so konnten wir uns nach 8,5 Stunden im Sattel und der Stärkung in das Hotel zurückziehen. Willi ging direkt ins Bett, während Konni sich noch eine Dose Cerveza sin alcohol auf dem Dach unter den Sternen gönnte. Genau die richtige Zeitum nachdenken zu können, bevor auch ihn die Müdigkeit zu Bett zog.
Betlem
… ist ein ganz kleines Örtchen umgeben von Wasser und Bergen. Die Straße endet abrupt und weiter führt nur noch ein Wanderpfad. Leichte Enttäuschung macht sich breit. Man kommt kaum ans Wasser heran, alles ist zugebaut oder nur durch eine kurze Wanderung zu erreichen. Unsere Zeit wird knapp, denn die Sonne macht sich bereits auf den Weg zum Horizont.