Auf geht’s!
Eine kleine Passion fürs Rennradfahren und die Sehnsucht nach erfüllendem Aktivurlaub konnten nur zu einem Ergebnis führen: Rennradfahren auf Mallorca. Vom Entschluss bis zum tatsächlichen Abflug ist es jedoch ein weiter Weg. Dieser doch sehr detailreiche Bericht soll die Lust für Nachahmung wecken. Mit einem nicht unerheblichen Erfahrungsschatz soll er eine Hilfe für Planung sein und eine Orientierung auf Mallorca, la isla bonita, la isla con mil secretos, vor allem la isla de bicicleta. Und letztlich bildet er eine Art Erinnerung an eine unglaubliche Woche voller Höhen und Tiefen im Sattel zwischen Sa Calobra und Cap de Salines, zwischen Cala Ratjada und Sant Elm.
Die Verfasser
In der Fahrradhochburg Münster wohnend, haben wir vor einem guten Jahr angefangen regelmäßig zum Berufsausgleich mit dem Rennrad Ausfahrten zu machen. Wir begeistern uns für Sport, gehen gerne Klettern und erfreuen uns an Fitnesstraining am TRX in der Sonne. Als erstes Wettkampfrennen wurde der Giro 2012 auf einer Distanz von ca. 106 km angegangen. Mit unserer Leistung sichtlich zufrieden, fuhren wir durch die Zielgerade. Der Giro 2013 stand nun in weiter Ferne und leider auch das Rennradfahren: die Fahrräder mussten erst mal in die Winterpause — deutschen Wetterverhältnissen sei an dieser Stelle gedankt.
In der nicht enden wollenden Winterpause — Ausfahrten in Thermowäsche mit Fußüberziehern und winddichten Handschuhen lockten uns nicht — war die Sehnsucht mit Sonne im Rücken im Sattel zu sitzen und den Fahrtwind im Gesicht zu spüren zu mächtig. Drum: Auf nach Mallorca!
Die erste Google-Suche mit Stichworten wie “Rennrad Mallorca” und man stößt auf Bicycle Holidays Max Hürzeler. Fertig durchgeplante Radurlaube in Gruppen — vom gemütlichen Inselerlebnis mit kulturellen Höhepunkten bis hin zur rein sportlichen Vorbereitung je nach Leistungsfähigkeit. Ein Programm, das mit Hotelservice, Informations- und Animationsveranstaltungen abgerundet wird. Doch wir sind keineswegs planungsfaul und das Interesse ist sehr groß, dass sich uns die Insel von ihrer spanischen Seite vorstellt — und nicht schwitzer Dütsch. So können wir das Hürzeler-Programm nicht beurteilen — aber man kann man sich selbst eine Meinung mittels Internetauftritt bilden und diese Form des Radurlaubes ausprobieren.
Für uns also das Abenteuer auf eigene Faust! Dem Regen in Münster entfliehen wir zu einem Kaffee und in Gedanken schon in die Sonne der Insel. Naheliegend, dass es nur einige Kaffees und Blicke in den düsteren Himmel benötigt, um Flüge verbindlich zu buchen. Aus der Idee sollte nun also tatsächlich der Rennrad-Urlaub auf Mallorca werden.
Bei der Planung kommen einige Grundfragen auf — eigenes Rennrad mitnehmen oder eines vor Ort mieten, Unterkünfte und Etappen von zu Hause festlegen oder doch ein Start in das Ungewisse wagen, Gepäck während der Touren mitführen oder sternartig Rundstrecken wählen. Der bereits angesprochene Veranstalter Bicycle Holidays Max Hürzeler bietet nicht nur durchgeplante Reisen an, der reine Verleih der Fahrräder, teils auch mit der Option des anschließenden Kaufes, ist auch gegeben.
Rennrad mitnehmen oder auf Mallorca mieten?
Kurz: Das Mieten der Räder hat sich in der Pro & Contra Abwägung klar durchgesetzt. Hürzeler hat das Rennradsegment auf der Insel klar im Griff, so wundert es nicht, dass wir auch mit Cube Alu-bikes von besagtem Veranstalter unterwegs waren. Die technische Beschreibung der Fahrräder soll zu einem späteren Zeitpunkt erfolgen. Kurzum: Für 7 Tage ist man für ca. 100 Euro mit Versicherung auf Sturz oder Beschädigung unterwegs. Diebstahl ist jedoch nicht abgesichert, weshalb wir ein ABUS Fahrradschloss eingepackt haben, das Konni immer in seiner recht praktischen Rahmentasche mitführte.
Ein kurzer Check der Billigfluganbieter führte zum Ergebnis, dass sich die eigene Fahrradmitnahme aus Kostengründen, Abnutzung, der Gefahr der Beschädigung während des Transportes und der Notwendigkeit einer geeigneten Verpackung (wie auch deren ungeklärter Verbleib während der Fahrten auf der Insel) nicht lohnt. Zudem muss man gestehen, dass man sicher mit dem eigenen Rad in so manch einer Situation etwas vorsichtiger umgehen würde.
Die Flugtickets sind schnell gebucht, dank sportlicher Ambitionen benötigt man keine ausgefallene Abendgarderobe — nur mit Handgepäck ausgerüstet fliegt man mit Ryanair von Düsseldorf Weeze aus für ca. 50 Euro hin und zurück.
Der Ruf Deutschlands Fahrradstadt zu sein eilt Münster voraus, das Umland bietet wunderschöne Strecken zum Radfahren. Und schnell ist man hier im Sattel der Stadt entflohen und genießt fast autofreie Straßen an Gehöften vorbei und grüßt Kühe mit einem professionellen Nicken. In Puncto Höhenmeter jedoch ist bis auf die ca. 30 km entfernten Baumberge nicht viel zu finden. Eine reale Einschätzung der eigenen Leistung auf der bergigen Insel unter mediterranen Temperaturen ist schwierig. Ergo: ein großer Schluck Kaffee und der gewagte Entschluss entgegen der heimischen Mentalität das Abenteuer zu wagen und ohne Reservierungen — abgesehen von den Rennrädern — in den Rennrad-Urlaub auf Mallorca zu starten.
Unsere Entschlüsse sind goldrichtig…
Die Freiheit, erst vor Ort am Abend die nächste Etappe zu planen und die Tageskilometer nach dem eigenen Körpergefühl abzuschätzen, während sich das warme Essen setzt, ist eine Wohltat. Das Durchleben der Euphorie und Vorfreude auf den nächsten Berg, die nächste Bucht, während man den endenden Tag bei Betrachtung der Karte und der Bilder Revue passieren lässt, gibt einem ein intensives Empfinden in vollen Zügen zu leben. Und auch heute noch im verregneten Münster schwelgen wir gerne in Gedanken auf Rädern über die Insel.
Wichtig jedoch anzumerken, dass es in der Hauptsaison nicht ratsam ist, mit ungewisser Unterbringung aufzubrechen. Der Urlaub kann so schnell von Erholung in Stress umschlagen, wenn die Beine müde sind und eine Herberge ungewiss/nicht in absehbarer Nähe ist. In der Nebensaison bietet die vom Tourismus geprägte Insel ein großes Angebot an Übernachtungsmöglichkeiten — häufig auch die Option über den Preis zu verhandeln.
Unser Hunger auf Ausfahrten in der Sonne hat bei der Planung die Möglichkeit von Regen auf der Insel sehr erfolgreich verdrängt — kurzum, wir waren sehr ungünstig während der 1,5 Regentage, die uns trafen, ausgestattet.
Die Vorbereitung
Nach einigen kurzen Sitzungen haben wir die wesentlichen Dinge zum Mitnehmen zusammengestellt. Es mussten auf jeden Fall noch ärmellose Trikots sowie ein geeigneter Rucksack angeschafft werden.
Gebrauchte Trikots wurden bei eBay besorgt. Ein paar Rucksäcke in den Outdoor Shops getestet. Der Vaude Bike Alpin 30+5 entsprach unseren Wünschen. Auch diesen haben wir über die Auktionsplattform etwas günstiger erstehen können.
Eine Woche auf Mallorca auf dem Rennrad — Was nimmt man denn nun wirklich mit?
Bei der Planung des Gepäcks ist Effektivität das Schlüsselwort. Schnell trocknende Funktionskleidung ist wohl das Wichtigste: Diese kann abends gleich in Verbindung mit der eigenen Dusche gereinigt werden und ist am nächsten Morgen wieder trocken.
Wir kürzten unsere geplante Liste auf das Notwendigste:
- 2 kurze Rennradhosen
- 2 Rennradtrikots
- 2 Paar Funktionssocken
- 2 Funktionsunterwäsche (möglich auch mit zusätzlicher Polsterung)
- 2 fach Unterwäsche (außerhalb des Rennradfahrens)
- 1 Funktionspullover
- 1 Windjacke (eine Rennradregenjacke wäre von Vorteil)
- Rennradschuhe (+Cleats)
- 1 Radbrille mit Wechselgläsern
- 1 Akku Ladegerät MiPow
- 1 230V USB Adapter
- 1 Fahrradschloss (keine Diebstahlversicherung)
- 1 Trinkflasche
- Radlicht für den Notfall
- Helm
- Zahnbürste
- Pflaster
- Schmerztabletten, Voltaren, Voltaren Dolo
- Desinfektionsspray
Sämtliche Drogerieprodukte und Arzneimittel lassen sich auch direkt auf der Insel bei Ankunft in Palma erwerben. Es scheint, Apotheken findet man so häufig wie Kirchen in Rom. Wir haben dazu gekauft: Sonnencreme, Zahnpasta, Duschgel/Shampoo. Bei der nächsten Tour werden wir wohl keine der genannten Drogerieartikel aus Deutschland mitführen sondern erst vor Ort einkaufen.
Der Flug
… startet von Düsseldorf Weeze aus. Bei dem Ryanair Spottpreis ist ein Abflug von einem namhaften Flughafen nicht zu erwarten. Die Anreise von Münster aus erfolgt mit der deutschen Bahn. Die vorhandenen Verbindungen sind annehmbar und richten sich nach dem stündlich verkehrenden Bus vom Bahnhof Weeze direkt an den Terminal. Nach einer 190 minütigen Fahrt mit Bahn und Bus ist man an dem sehr überschaubaren Flughafen angekommen. Übrigens, das NRW Ticket ist bis zum Flugsteig gültig.
Der Check-In und die Sicherheitskontrolle gehen problemlos über die Bühne. Rucksack als Handgepäck muss nicht einmal gewogen werden. Dennoch an dieser Stelle der gut gemeinte Rat: mit leichterem Gepäck hat man mehr Freude auf dem Fahrrad. Auch Schwierigkeiten vor dem Start sind nicht gerade wünschenswert. 😉
Der Flug an sich verläuft relativ unspektakulär. Wenig Luftlöcher, keine kotzenden Babys. Also eher untypisch, aber kein Problem. Liegt vielleicht auch an der Nebensaison. Vom Flughafen San Juan de Dios geht es mit dem Bus (1,50 €) nach Palma de Mallorca. Die Linie 1 bringt einen an den Altstadtring an der Küstenstraße und dann den Ring weiter über Plaza Espana. Das Wetter: top!
Wir grinsen über beide Ohren voller Zufriedenheit und stiegen bereits an der alten Stadtmauer aus, um zu Fuß die Stadt zu erkunden und die Sonne zu genießen.
Palma — Here we are!
Entlang der Küste suchen wir nach der Touristeninformation, um uns mit einer Übersicht zu den vorhandenen Unterkünften zu versorgen — Palma hat mehrere teils ausgeschilderte Touristenbüros: Wir wurden schließlich in der Innenstadt an der Placa de la Reina fündig. Uns wurde unter anderem das in der Nähe gelegene Hostal Brava empfohlen. Der erste Anlauf in besagter Unterkunft war auch erfolgreich: Ein Zimmer mit einem Bett für zwei für 30 Euro. Läuft alles wie geplant. Ein sehr mildes Maß an Abenteuer, wenn man es so bezeichnen darf. Rucksack entleert und raus in die Stadt. Kaffeetrinken, Sonne genießen — an der Bibliothek, am Rathaus, am Placa Major vorbei. Placa d’Olivar Boxenstop im Supermercado. Weitere Plätzchen, verwinkelte Gässchen, fortwehrend Sonne. Placa de Feixina: Eine kurze Pause — ein paar Klimmzüge und die Eigenverpflegung. Anschließend kilometerweit entlang der Küstenpromenade und am Hafen vorbei in sportlichem Schritt bis es Abend wird. Kurzum: Wetter genießen und sich gewahr werden, dass man im Urlaub ist. Den Körper von der Arbeit herunterfahren funktioniert nicht mehr auf Knopfdruck.
Zu spät beginnt die Suche nach etwas Essbaren: Fehler Nummer 1: Niemals lange suchen, sondern das zweitbeste Lokal anlaufen. Kurz vor 23 Uhr stauben wir das letzte Stück Pizza am Plaza de Espana ab, suchen das Hostal auf und genießen noch einige Stunden die lauten Unterhaltungen der Einheimischen in den Straßen, während wir erschöpft aber rundum zufrieden einschlafen. Eine traumhafte Tour liegt nun vor uns.
Abriss der Unterkunft Hostal Brava: Schnell und unkompliziert, relativ günstig, absoluter Hostel-Charakter. Verhältnismäßig sauber, ob Bettlaken oder Dusche am Flur, reicht für eine Nacht aber vollkommen. Vergleichbare Alternative mit etwas mehr Stadtlärm ist direkt am Plaza Espana zu finden, dort gibt es auch ein kleines Cafe mit der Option eines Frühstücks auf geschäftigem Platz.
Der Wecker klingelt am nächsten Tag um 8 Uhr — wir stehen aber noch nicht auf, es ist doch Urlaub! Gegen 10 Uhr suchen wir uns ein kleines Café. Zum Frühstück gibt es einen besonders starken Kaffee, spanisches Omelett und ein Thunfischbaguette. Zu empfehlen ist der kurze Besuch des Marktes am Plaza d’Olivar, jeden Mittwoch gibt es frisches Obst, Gemüse, Fisch und Tapas selbstverständlich auch.
Gut gestärkt erreichen wir mit dem Bus das Hotel Gran Fiesta, in dem Max Hürzeler Bicycle Holidays die Rennräder zum Mieten zur Verfügung stellt. Die Datenaufnahme ist flott erledigt und nach einem Smalltalk in typischer Rennradambitionsmanier (Auch unter Benzingesprächen abzutun) und dem Erwerb einer Radkarte, in der diverse Radwege verzeichnet sind, packen wir unsere Sachen in den Vaude Alpin und starten unsere Tour.
Eine vernünftige Radkarte ist sehr wichtig, sollte man diese nicht schon in Deutschland erworben haben, so ist der Kauf bei Radmiete für 8 Euro zu empfehlen.
Der erste Abschnitt — 108 km (Strecke bei endomondo ansehen)
- Start: Playa de Palma (Hotel Gran Fiesta)
- Ziel: Colonia de Sant Jordi (Hostal Doris)
Nach den Formalitäten klart das Wetter langsam auf und die Sonne beginnt ihre Energie in unsere Körper und vor allem in die Seelen zu übertragen. Wir fahren zunächst in mäßiger Geschwindigkeit in südöstlicher Richtung entlang des Küstenradweges. Hinter S’Arenal kommen wir auf der gut ausgebauten Straße PMV 6014 bald zügig voran. Da das Meer uns jedoch lockt, verfahren wir uns ein bis zwei, drei, vier, sagen wir ein paar Mal.
Bald erreichen wir das erste angestrebte Ziel “Cala Pi”. Dieses Örtchen bietet einen herrlichen Ausblick auf eine kleine azurblaue Bucht, etwa 50 Meter unter uns. Schnell werden die ersten Landschaftsfotos geschossen. Und auch unsere Zufriedenheit wird festgehalten.
Voller Euphorie radeln wir weiter, jedoch bietet der Rest von Cala Pi einen sehr ernüchternden Anblick. Die Gegend wirkt beinahe ausgestorben — typisch Stranddorf in der Vorsaison. Die Prachtvillen hinter hohen Mauern und verschlossenen Toren können mit ihren unzähligen unzugänglichen Swimmingpools diesen Eindruck nur verstärken. Leicht enttäuscht erhöhen wir wieder die Trittfrequenz, vollenden unsere Runde und verlassen Cala Pi in rasantem Tempo.
Das nächste anvisierte Ziel und wohl der Höhepunkt der Tagestour in mehrfacher Hinsicht ist der Puig de Randa, den wir durch das von verwinkelten Straßen geprägte Örtchen Randa erklimmen. Randa erreichen wir auf der schmalen, wundervollen und wenig befahrenden Straße — Diese ist unserer Karte zu entnehmen. Kurz vor der Stadt Llucmajor fasst Willis Hinterreifen den folgenden Entschluss: die Luft gehört raus. So kommt der mitgeführte Schlauch früher als gedacht zum Einsatz. Reifenpannen gehören zum Rennradfahren wie die lebenslängliche T‑Shirtbräune. Während Willi geübt den Reifen wechselt, assistiert Konni — bedacht die Minuten sinnvoll zu nutzen — durch die Reduzierung des Proviants. Vor der Auffahrt fahren wir einen Super Mercado in Llucmajor an, um uns mit Wasservorräten einzudecken. Mehr Gepäck bedeutet mehr Anstrengung — in unseren Augen voller Optimismus ein höherer Trainingsgrad. Es ist anzuraten, immer ausreichend Wasservorräte und ein wenig Energie (Energydrink) für den Notfall zu haben.
Und dann geht’s ab… ehm, wohl eher auf. Mit etwa 10–15 Stundenkilometer schleichen wir auf den Berg Randa, uns mit dem Spruch “Ran da!” zum festeren Antritt motivierend. Mit den Rennrädern und Gepäck einen Berg erklimmen — eine sehr spannende Erfahrung! Randa stellt auch das erste Bergtraining zur Vorbereitung auf Sa Calobra und Puig Major da. Ein Genuss, die Serpentinen dieser Straßenschlange wie eine Lokomotive hochzuschnaufen, schmale Kurven und ein Anblick, der mit steigenden Höhenmetern mehr und mehr begeistert.
Oben angekommen! Leicht verschwitzt, doch mit einem breiten Grinsen im Gesicht, lassen wir uns bei einem Kaffee nieder. Entspannung, Freude, Abenteuer! Und vor allem Vorfreude auf die anstehende Abfahrt. Diese wird anfangs noch eher zaghaft angegangen. Nur wenige Kurven später fliegen wir nach außen völlig gelassen, innerlich aber ein nicht enden wollendes ¡viva! schreiend die Straßenkehren hinab. Schneller als uns lieb ist, fienden wir uns wieder am Bergfuß und setzen unsere Tour fort.
Der nördlichste Punkt für diesen Tag liegt nun hinter uns. Es geht wieder südwärts. In Sant Jordi sollt die Entscheidung getroffen werden, wie weit uns diese Tagesetappe führen soll. Für den ersten Teil finden wir wieder eine schöne Nebenstraße und fliegen mit 32 Stundenkilometern unserem Ziel entgegen. Fliegen tut dann auch die GoPro, denn die nicht von GoPro stammende Billighalterung hält der teils etwas unebenen Strecke nicht stand. Klares Materialversagen und so springt die Kamera mit den eben erwähnten 32 kmh über den Asphalt — sie bleibt glücklicherweise unbeschädigt, wenn man von den leichten Kratzern am Gehäuse absieht. Aber genau für diese Momente ist diese Kamera gemacht.
Den zweiten Streckenabschnitt setzten wir auf der Hauptstraße fort, denn es wird schon spät. Wir sind müde und hungrig. In Sant Jordi hält sich die Motivation, den Ausflug noch fortzusetzen, in Grenzen und so überzeugt uns das Hostal Doris mit seinem gepflegten Hotel-Charakter und der Aussicht auf erholsamen Schlaf und üppiges Frühstück. Nach der Dusche machen wir uns in sommerliche Kleidung auf die Suche nach einem geeigneten Restaurant. Im kleinen Supermarkt kommen Charme und die kleinen Spanischkenntnisse zum Einsatz: “Hola, ¿sabes donde es un posibilidad por un comida grande y no tan costosa? … Si, si, un restaurante sin turistas por favor.”, Wie viele Fehler dieser Satz enthält, können wir auch nur vermuten. Aber wir werden verstanden, drehen dem Hafen den Rücken zu und suchen das — an diesem Tag leider geschlossene — rustikale Blockhaus “Restaurante Antonio” auf. Der Magen knurrt unentwegt, dafür werden wir aber von einem wundervollen Sonnenuntergang milde gestimmt.
Ein Spaziergang entlang der Promenade ist selbst mit einem Hungergefühl ein Genuss. Eine riesige Paella wird schließlich am Hafen im Restaurant Marisol gegessen und ist von der Menge nicht zu bezwingen. Zur Freude einer Katze, die sich schnell mit uns gut stellt. Über WiFi werden bei Facebook ein paar Fotos hochladen. Der Bekanntenkreis in den verregneten Winkeln der Welt soll schließlich Neid verspüren.
Das Hostal Doris hat eine gemütliche Dachterrasse. Auf diese setzen wir uns wohl gesättigt mit einer Cola. Nur noch ein kurzer Erfahrungsaustausch mit einer kleinen Gruppe kulturorientierter Deutscher und das Aufhängen der vorher in der Dusche gewaschenen Kleidung auf der Leine und schon geht es ab ins Bett. Der Schlaf ist traumhaft!
Hostal Doris: Ca. 45 € / 2 Pers inkl. reichhaltigem Frühstück, sehr sauber, sehr angenehm, gemütliche Dachterasse
Die Sonne weckt uns gegen 8 Uhr und lockt uns zum Frühstück. Konni entscheidet sich, seinen zweiten Kaffee auf der Dachterrasse zu genießen. Oben sind wir uns fast einig, den Tag auf diesem Dach zu verbringen — so schön ist es. Die Abenteuerlust und auch eine gewisse Verpflichtung gegenüber selbst gesteckter Ziele rufen jedoch zu den Rädern. Die Sachen werden gepackt und die zweite Etappe beginnt.
Der zweite Abschnitt — 98km
- Start: Colonia de Sant Jordi (Hostal Doris)
- Ziel: Porto Christo (Hotel Monte Verde)
Im Enthusiasmus über die erste Tour können wir die Auffahrt zum Kloster Sant Salvador kaum erwarten, die zweite Trainingsetappe zur Vorbereitung auf das Bergmassiv um Puig Major verspricht eine moderate Steigerung im Vergleich zum Kloster de Cura in Höhenmetern und Steigung.
Die zügigen Kilometer des ersten Abschnittes lassen uns beim ausgedehnten Frühstück bereits mit dem Etappenschluss Cala Ratjada spekulieren. Im Augenblick ahnen wir noch nichts von der Regenwand, die unsere Wege durchkreuzen soll. Gut genährt und munterer Laune brechen wir nach einem kurzen Mercado-Stop zu unserem ersten Tagesziel auf: Den südlichsten Punkt der Insel anfahren, mit kurzer Fotodokumentation, um dann eifrigst auf Sant Salvador zuzusteuern.
Die PM 610, die zum Cap des Salines führt, ist in gutem Zustand, die Fahrt fast eben und etwas eintönig. Es gibt einige Autos, die dasselbe Ziel ansteuern. Für einige Zusatzkilometer stellt diese Ausfahrt eine Option dar, jedoch gibt es interessantere Steinküsten auf der Nordhälfte der Insel, so dass ein Auslassen des südlichsten Punktes, an dem gerne Steintürmchen gebaut werden, verschmerzbar ist.
Während der Rückfahrt auf der PM 610 dürfen wir wohl das erste mal auf den unheilvollen Himmel aufmerksam geworden sein. Ausweichmöglichkeiten haben wir keine, ein Plan B in Richtung Unterbrechung der Fahrt für ungewisse Zeit kommt für uns nicht in Frage, und so steuern wir unbeeindruckt unsere Fahrräder auf Santanyi zu.
Die gefahrene Route über die Straßen Carrer Mondrago und Cami de Son Garrot eignet sich wunderbar für eine zügige Rennradfahrt, ab und zu grüßen Schafe, und Zitrusbäume wechseln sich mit Olivenbäumen ab. Der drohende Regen sitzt uns im Nacken und so ist an eine Pause nicht zu denken. Zum Ende wird es kurz erforderlich, die Fahrräder über 50 Meter an einem Strandabschnitt zu tragen.
Playa Mondrago eignet sich bei wärmeren Temperaturen auch für einen belebenden Sprung in die sanften Wellen. Uns hat aber indes der Regen erreicht und so suchen wir unter ein paar Bäumen ein wenig Schutz und munteren uns mit unseren Vorräten auf.
Mit abklingendem Regen setzen wir unsere Route fort. Die Küstenorte sind schön anzuschauen, laden vielfach zum Verweilen bei einem Kaffee ein. Wir erlauben uns jedoch keine Pause… bis uns erneut sturzflussartiger Regen die Weiterfahrt verwehrt. Bäume liefern genauso wenig Schutz wie die Windjacken. Und so sind wir das erste Mal bis auf die Haut nass. Ein kleiner Tiefpunkt ist erreicht.
Wenn man nass ist und friert, gibt es zwei Möglichkeiten: Eine Warme Unterkunft, heiße Dusche und ein Süppchen suchen oder in die Pedale treten und den Körper von innen aufheizen. Also ab auf den Sattel; die nächste Regenwelle lässt jedoch nicht lang auf sich warten. Verzweifelt und durchnässt suchen wir Zuflucht, während wir uns stetig Calogne nähren. Unterschlupf finden wir nur unter einer Arkade. Der Schutz vor Wind und Regen bietet uns die Möglichkeit, den Tagesfortgang abzuwägen.
Wir trotzen dem Regen und fahren die Hauptstraße nach Felanitx mit wenig Blick für die Landschaft. Ein heißer Tee wärmt uns auf. Der Regen hat sich mittlerweile gelegt und Willi kommt stolz mit 4 Plastiktüten für zwei Paar Füße von Schlecker zurück. Der Entschluss steht fest: Sant Salvador wird angegangen!
Bereits bei der Anfahrt klart der Himmel stetig auf, die ersten Sonnenstrahlen wärmen uns und wir beginnen mit der Auffahrt in die Wolken — Die Spitze Sant Salvadors ist nicht zu sehen. Es ist ein unglaubliches Naturerlebnis, die Flora wechselt, man hat das Gefühl, das mediterrane Klima für einen Augenblick zu verlassen. Oben angekommen, hatten wir uns einen Kaffee verdient. Das Wetter honnorierte unsere Strapazen zusätzlich mit aufklarendem Himmel und einer weiten Aussicht vom Steinkreuz. Das Kloster mit den Weltmeistertrikots des Bahnradfahrers Guillermo Timoner im Vorraum und die Klosterkirche mit barocken Hochaltar sind einen Besuch wert. Es ist auch möglich, hier ein Zimmer zu mieten, die Konditionen sind uns nicht bekannt.
Die Sonne trocknet unsere Kleidung. Was sie in der knappen Stunde Aufenthalt nicht schafft, wird schon der Wind bei Abfahrt erledigen. Die Abfahrt beflügelt unsere Sinne, es ist überwältigend in der anspruchsvollen Straßensituation das Fahrrad zu kontrollieren. Eine Gopro-Aufzeichnung durfte nicht fehlen, während sich die Sonne bereits leicht neigt und wir die Serpentinen hinunterjagen.
Das erfreuliche Wetter gibt uns neue Kraft und so wird die Strecke nach Porto Christo zielorientiert abgeradelt. Nach einem kurzen und leichten Anstieg führt die Strecke kontinuierlich bergab und ehe wir uns versehen, erreichen wir Porto Christo mit der Abendsonne.
Das Tourismusbüro ist selbstverständlich schon geschlossen, so dass wir nur die Einwohner nach einer preislich moderaten Unterbringung fragen können. Hilfsbereit wie die Mallorkiner sind, wird uns Hotel Filip genannt. Das Preisniveau und das grauhaarige Publikum veranlassen uns nach einer Stärkung bei Burger King weiterzusuchen. Eine Internetabfrage hilft uns nur bedingt weiter. Telefonisch können wir kein Hostal im Ort erreichen und es stellt sich uns die Frage, ob nicht die Fahrt nach Manacor als nächstgelegene größere Stadt das Sinnvollste wäre.
Porto Cristo ist vor allem den Touristen für die in der Nähe befindlichen Höhlen bekannt. Es sei an dieser Stelle erlaubt vorab zu sagen, dass wir auf diese Attraktion verzichten werden. In der Nähe dieser Höhlen werden wir aber hinsichtlich Unterbringung fündig. Kundenrezensionen zum Hotel Monte Verde zeugen nicht von Qualität oder Standards. Diese teils vernichtenden Bewertungen können wir auch nicht von der Hand weisen. Die Not, eine Unterkunft zu haben, veranlasst uns jedoch in diesem Haus dem nächtlichen Gewittern zu trotzen. Zum Glück hat Konni einen tiefen Schlaf und so hat er sich halbwegs erholt und mit riesigem Appetit an den Frühstückstisch gesetzt; Willi ist nicht ganz so erholt und schwer bei Laune zu halten — kurzum zum Frühstück: verdünntes Kaffeekonzentrat und Toast mit Labberspeck sind einer Benotung nicht würdig. Dazu künstlicher O‑Saft und Cornflakes.
Eine Übernachtung mit Frühstück für 45€ ist für Porto Christo ein vernünftiger Preis. Bad mit Wanne, großer Balkon mit Blick über Porto Cristo nach Südosten, normal eingerichtetes Schlafzimmer und Wohnzimmer, jedoch kein W‑Lan, die Kochnische noch nicht nutzbar, bei Regen feuchte Wände und Decken. So wechselhaft wie das Hotel kündigt sich auch das Wetter an, der Tag verspricht nicht viel Euphorie, doch man soll ihn ja nicht vor dem Abend loben.
Der dritte Abschnitt — 111 km (Strecke bei Endomondo ansehen)
- Start: Porto Christo (Hotel Monte Verde)
- Ziel: Alcudia (Hostal Fonda Llabres)
In Porto Cristo hält uns nichts, nicht einmal die Höhlen, die auf allen Straßenschildern angekündigt wurden. So schnell wie möglich verlassen wir das “Kaff” und vor allem das geilste minus zwei Sterne Hotel Monte Verde. Die Entscheidung über Weiterfahrt oder Abwarten überlassen wir tatsächlich mal einer Münze. Und sie entscheidet, dass wir sofort aufbrechen sollen.
In Cala Millor decken wir uns mit den Tagesvorräten ein. Mehrere Bananen, ein Joghurtdrink, ein Red Bull, Gebäck und Süßkram füllen unsere Rucksäcke. Und mit dem Wetter kommen wir auch langsam in Fahrt. Wir schiessen in die nächste Ortschaft, in der Willi noch zwei Fahrradschläuche erwirbt — mit nur einem Reserveschlauch für zwei Fahrräder fährt es sich etwas unsicher.
Wir kommen mit unsrer Planung etwas durcheinander — Ziel ist es erst Cala Ratjada mit Badepause und Leuchtturmbesuch anzufahren und von dort aus nach Arta aufzubrechen. In verbissener Fahrt merken wir zu spät, dass wir unbewusst auf Arta zusteuerten. Zwischen den Zinnen mit Blick über die Landschaft stärken wir uns ein wenig. Die Wallfahrtskirche ist ein lohnenswertes Ausflugsziel, wenn sie auch mit ihrer vergleichsweise kleinen Erhöhung rein rennradtechnisch keine besondere Herausforderung stellt.
Da wir erst bei der Stärkung feststellen, dass wir eine Etappe ausgelassen haben, wird kurzerhand die Streckenführung geändert: das Deutschtourismushoch Cala Ratjada wird nicht ausgelassen! Spontanität ist ja nicht gerade unsere Schwäche.
Es geht kontinuierlich bergab und so galoppierten wir mit knappen 50 km/h im Durchschnitt über die PMV-4042 (sehr gut ausgebaut) auf die Schallmauer zu und dann über die 404 schließlich nach Cala Ratjada. Konni kennt die Gegend von seinem letzten Mallorcabesuch und navigiert uns zielgerichtet an den schönsten Strand in der Nähe von Dieter B.’s Villa.
Gleichzeitig frischt der Wind ein wenig auf, so dass sich die ersten Pauschalurlauber vom Strand verziehen oder die Pullover überwerfen. Nur eine einsame Nixe wagt es, sich im kühlen Wellenbad aufzuhalten. Ihrem Beispiel folgend, furchtlos und innerlich zusätzlich zum Rennradfahren von einem Strandkaffee erhitzt, tauschen wir prompt die Rennradhose gegen die Badehose und unsere Körperhitze gegen die wohltuende Frische des Meeres. Willis Rücken begegnet einer ängstlichen Qualle, die ihm klar mitteilt, dass das Meer ihr Gebiet ist.
Nachdem die Beweisfotos sicher im Kasten sind — auch für Rennradfahrer gehört sich ein Sprung ins kühle Nass — steigen wir wieder auf die Bikes und radeln weiter. Auf unserem Weg, der uns gezwungener Maßen wieder in die Richtung von Atra führt, haben wir leider noch das Vergnügen, den für Deutschland ach so typischen Saufurlaubern zu begegnen. Fremdschämen war noch nie so einfach. Bloß schnell weg …
So schnell wie wir in Cala Ratjada angereist sind, so langsam verlassen wir es auch. Die 6 km bis Atra gestalteten sich nicht besonders leicht: Gegenwind und eine kontinuierliche Steigung hindern uns am flotten Fortkommen. Kurz vor Atra nehmen wir wieder eine vernünftige Reisegeschwindigkeit auf, ziehen an Can Picafort vorbei und landen schließlich nach ca. 40 km in Puerto de Alcudia. Da sich der Tag nun langsam dem Ende nähert, verzichten wir auf den sonst so obligatorischen Kaffee am Strand und suchen die Touristeninformation in der 2 km entfernten Stadt Alcudia auf.
Alcudia ist ein schönes Städtchen mit zum Teil erhaltener Wehmauer und zum Spazieren und Verweilen einladenden Stadtkern. Solch ein touristischer Anziehungspunkt braucht einen adäquaten Ort der Huldigung — in wahrscheinlich gesuchtem Kontrast zur geschichtsträchtig anmutenden Altstadt stehen kalter Beton und riesige Glasflächen, scharfe Kanten, schiefwinklige Ecken im Widerspruch zu runden Öffnungen. Dieses nicht zu übersehende Meisterwerk der gewagten Architektur dient nicht nur einem Selbstbildnis der Stadt, es beherbergt auch die Touristeninformation.
Das erste angefahrene Hostal mitten in der Altstadt stellt uns mehr als zufrieden: die Fenster zum ruhigen Innnenhof, eine helles Atrium, das mit Sitzecke zum entspannten Lesen einlud, Dachterrasse, WLAN, Wäscheleine. Doch damit ist die heutige Tour noch nicht abgeschlossen. Ein spätnachmittaglicher/ abendlicher Ausflug an die Landspitze ist zu empfehlen, kurz vorweg: dem geplanten Kaffee am Leuchtturm standen unüberwindbare Barrieren im Weg.
Die Rucksäcke lassen wir im Zimmer zurück und nehmen Fahrt in Richtung Talaia d’Alcudia auf, um die Landspitze und den Leuchtturm erreichen. Die Strecke hat einen mittleren Anspruch, die Straßen sind in einem sehr guten Zustand und Autos eine Seltenheit. Kurzum eine Fahrradidylle. Der als persönliches Ziel gesetzte Leuchtturm steht bereits im militärischen Sperrgebiet, bis zum in einen Tunnel eingelassenen Stahltor empfiehlt sich dennoch die Fahrt, dafür sind die Straße und der Ausblick über die weitgestreckte Bucht mit sich neigender Sonne zu einladend. Wenn man vor dem Tor wie eine Kuh vorm Stall einen Augenblick verweilt, klingelt auch das Telefon. Konni war so freundlich und so neugierig; nahm den Hörer ab; kein Englisch; die Grundinfo ist dennoch klar: Aufforderung zu keinen Fotos und zum Verlassen des unmittelbaren Zufahrtsbereiches – oder so ähnlich halt. Schnell noch ein kleiner Witz zu einem möglichen Raketenabwehrschirm, zum vermeintlichen Uboothafen und ein paar Fotos, dann konnten wir Umkehren.
Auf dem Rückweg bietet sich noch der kleine Aufstieg in goldenem Licht bis zur Ermita de la Viktoria an, spätestens jetzt sollte der Hunger und die Vorfreude auf ein großzügiges Abendbrot da sein. Da uns ein deftiges Mahl sehr träge macht, entschlossen wir uns im Hotel-Restaurant „la Viktoria“ zu einem Kaffee, sprangen dann wieder in die Sättel und schossen hinab Richtung Mal Pas in abendlicher luftiger Dämmerung, schließlich durch das Örtchen hindurch und einer heißen Dusche in der Unterkunft entgegen.
Im Hostal nahmen wir schnell eine Dusche und sprangen in das Lokal gegenüber, um unseren Kallorienhaushalt wieder aufzufüllen. Die vorher uns als groß und lecker angepriesene Lachs-Spaghetti und die Bruschetta als Vorspeise-Portion haben unsere hohen Erwartungen nicht enttäuscht. Zu köstlich waren die Speisen zubereitet – an eine Unterhaltung war nicht zu denken. Beim Essen sickerte auch die Müdigkeit durch, bei Witalli mehr als bei Konrad, der sich nach dem Essen noch eine Cerveza sin alcohol auf der Dachterasse genehmigte um ein paar Zeilen zu schreiben, während Witalli bereits die Augen schloss.
Hostal Fonda Llabres 48 € / 2 Pers., sauber, Möglichkeit zum Wäschetrocknen, Terrasse, Möglichkeit Frühstück hinzuzubuchen.
Der vierte Abschnitt — 80 km (Strecke bei Endomondo ansehen)
- Start: Alcudia (Hostal Fonda Llabres)
- Ziel: Pollenca (Refugi de Pont Roma, Privatunterkunft)
Der Sturm der Nacht hatte sich am Morgen gelegt, da die Straßen noch leicht feucht waren, beschlossen wir die Tour etwas später auf trockenen Straßen zu beginnen. Nach kurzer Suche nahmen wir die ersten Kalorien des Tages in Form eines Hühnchenbaguettes auf. Punkt 12 Uhr verließen wir unser Zimmer, und setzten unsere Tour in Richtung Port de Pollenca fort. Hauptziel des Tages war Cap Formentor, der nördlichste Punkt Mallorcas, 18 km von Port de Pollenca entfernt und wider Erwarten mit beträchtlichen Steigungen versehen. Der erste Aufstieg gelang trotz müder Beine recht problemlos. In einer kurzen Pause an dem Aussichtpunkt tauchten wir zwischen die vielen Touristen. Die atemberaubende Sicht auf Port de Pollenca sowie auf die kleinen Buchten 300 Meter unter uns mussten festgehalten werden. Ach wie sehnt man sich der Blick nach de endlosen Weiten des offenen Meeres, ein magisches Blau im endlosen Horizont verschwindend.
An Höhenmetern reichte uns das nicht, wir wollten mehr. Also ging es nochmals bergauf zum Torre de Albercutx, einer kleinen Turmruine auf der Spitze des Berges. Die Aussicht kann man nur mit einem Wort beschrieben: Wahnsinn! Ein perfekter Rundumblick. Traumhaft.
Nach einigen Turnübungen an dem Turm — wohlgemerkt Witallis bisher höchste human flag — hieß es: GoPro aufsetzen und abwärts…
… und wieder aufwärts. Schier unendlich zog sich die leichte Steigung von ca. 5% bis fast zum Leuchtturm durch, immer wieder durch kurze Abfahrten als Verschnaufpause unterbrochen. Die Landschaft, die wir auf dem Weg passierten, war mehr als beeindruckend. Leider ist Cap Fermentor für Touristen nicht unbekannt, so musste man sich mit vielen Mietwagen arrangieren, aber bei dem mittlerweile perfektem Wetter schauten diese durch das Klimagebläse sicher etwas neidisch auf uns herüber. Meter für Meter schleppten wir uns bergauf, grüßten wieder mal die Bergziegen und malten uns in den Köpfen aus, wie wir in einem anderen Urlaub sicher auf diesem Berg wandern gehen werden.
Die letzten 500 Meter ging es bergab und wir erreichten den Leuchtturm, leicht verschwitzt, müde, aber glücklich. Während sich die anderen an den überteuerten Köstlichkeiten, die dort angeboten wurden, sättigten, speckten wir unsere Rucksäcke ein wenig ab. In Anbetracht der Zeit war die Pause nicht von langer Dauer, reichte jedoch vollkommen aus, um sich an dem herrlichen Anblick satt zu sehen.
Der Rückweg war nicht einfacher und wurde von Konrads aufkeimendem Knieschmerz begleitet. Doch verlangsamen sollte uns das nicht und so waren wir beinahe im Handumdrehen wieder oben und fuhren mit satten 50 km/h abwärts nach Port de Pollenca, wo wir uns endlich dem wohlverdienten Kaffee widmeten, der so lange auf uns warten musste.
Unsere Unterkunft wollten wir in Pollenca suchen, da wir davon ausgingen, dass wir in der großen Stadt eher fündig werden als im Touristenmagnet von Hafenörtchen. Also nochmals auf die Bikes und rein in die Pedale für weitere 4 km nach Pollenca. Dort gestaltete sich die Suche wider Erwarten deutlich schwieriger als erwartet. Jeder durchweg hilfsbereit empfahl uns die Herberge an der kleinen Brücke Pont de Roma. Wir haben aber nicht beachtet, dass es mittlerweile Samstag war. Erst jetzt wurden wir darauf aufmerksam gemacht, dass die Mallorkinen ihre Insel auch sehr zu schätzen wissen und gerne am Wochenende in den Bergen um Pollenca um dem Alltag zu entkommen wandern gehen. So mussten wir am Refugium Pont Roma erfahren, dass es keine freien Betten mehr gibt. Es sei hier kurz angemerkt, das Witallis erbarmungsloser Fahrstil nicht nur zur Ermüdung unserer Beine, sondern auch des Materials geführt hat. Während er seinen Reifen erneut wechselte, halfen mir die Leiter des Refugiums mit nicht enden wollender Hilfsbereitschaft eine Unterkunft zu finden. Auch die nächstgelegenen Rufugii waren ausgebucht, Das Hotel in der Stadt schreckte uns mit european Standards und gehobener Preiskategorie ab. Die Rettung in der Stunde war eine nette Dame in der Nachbarschaft. . Unser Glück kaum fassend nahmen wir das Angebot an und eine Stunde später legten wir unsere Sachen in einer wunderschönen Villa nieder, die für diese Nacht einzig und allein nur uns zur Verfügung stand.
Da die Sonne noch weit über dem Horizont hing, beschlossen wir noch die schöne Bucht Sant Vincent aufzusuchen, die wir innerhalb von 15 Minuten erreichten. In der Bucht betrachteten wir noch den schönen Sonnenuntergang vor malerischer Bergkulisse. Der Felsen Cavall Bernatwirft zwei Mal im Jahr einen Schatten, der wie ein Reiter aussieht. Uns bot sich dieser Anblick nicht.
Die Rückfahrt gestaltete sich recht flott, da unsere Mägen knurrten. Wir aßen eine heiße Suppe als Vorspeise, gefolgt von einer Hänchenkeule mit Kartoffelbrei, dazu eine Karaffe Landwein, die uns im Refugi Pont Roma als Abendessen serviert wurden. Im Refudium gibt es jeden Tag typische Mallorkinische Hausmannskost. Zum Ende spielten noch eine Runde Schach und begaben uns dann in die Villa. Dort erfreuten wir uns an der herrlichen Dusche und der absoluten Stille. Einschlafen war kein Problem – once again, welcome to Paradise!
Der Wecker klingelte gegen 7 Uhr. Die Bergetappe stand auf dem Plan und wir wollten früh auf den Rädern sein. Ein gutes und solides Frühstück gab es für 4 Euro pro Person in Pont Roma: Etwas Brot und Toast„ ein Saft, selbstgemachte Marmelade, Schinken, Käse … und natürlich Kaffee, den wir in den wärmenden Sonnenstrahlen genossen.
Der fünfte Abschnitt — 90 km (Strecke bei endomondo ansehen)
- Start: Pollenca (Villa)
- Ziel: Port de Soller (Refugi Muleta)
Punkt 9 Uhr fanden wir uns auf dem ersten Anstieg der Etappe. Die Beine vom Vortag noch nicht erholt, bewegten sich nur widerwilig auf den Pedalen und dementsprechend krochen wir mühsam den Berg hoch. Ein wenig sehnsüchtig fuhren wir an einigen Leuten vorbei, die Kletterequipment ausluden. Die Vorstellung in der heißen Sonne an einem Felsen hochzusteigen beflügelte die Fantasie, doch dieses Equipment bestehend aus Gurten, Seil und Schuhen zusätzlich zu transportieren bietet sich mit dem Rennrad nicht an, . Es kann nur eine resolute Antwort geben: der nächste Mallorca-Urlaub darf nicht lange auf sich warten lassen: Wir möchten so bald wie möglich Mountainbiken, Klettern und Kajakfahren!
Nach dieser kurzen geistigen Abschweifung wieder zurück zum kraftzehrenden Aufstieg. Nach einigen Kilometern und nachdem wir hinsichtlich des schweren Gepäcks von einem zügigen Radler fragend beäugt wurden, fanden wir uns auf der Spitze des Coll de Femenia in 515 Meter Höhe wieder.
Die Abfahrt endete zu schnell im Tal Lluc, am Kloster.
Wir drehten eine kleine Orientierungsrunde auf dem Gelände und beschlossen, die nächste Steigung in Angriff zu nehmen. Unsere Beine waren immer noch nicht motiviert, da überholte uns grüßend und frohen Mutes eine Gruppe ambitionierter älterer Herren. Dankend nahmen wir die Aufstiegshilfe an, klemmten uns hinter die Gruppe und radelten gemütlich die Beschwerden der Beine überhörend mit ca. 18km/h den Berg aufwärts. Unter den Radfahrern gibt es durchaus auch sportlich ambitioniertere Gruppen, die womöglich ein solches Verhalten nicht immer mit Gelassenheit hinnehmen würden.
An der Abzweigung nach Sa Calobra machten die Herren eine Pause, wir hingegen bedankten uns für die gemeinsame Fahrt und setzten den letzten kurzen Aufstieg fort, um uns am Coll dels Reis auf 682 Metern Höhe wiederzufinden. Eine kurze fotografische Dokumentation — in unsren Augen eine Selbstverständlichkeit. Trotz Sonne wurden Pullover und Windjacke übergeworfen, denn es ist erstaunlich wie schnell der Körper bei den Abfahrten auskühlen kann.
Was nun folgte, ist schwer zu beschreiben. Ein Muss, es selbst zu erleben. Die Abfahrt nach Sa Calobra wollte mit ihren 10km Länge und einem Gefälle von etwa 7% in wundervolle Kurven bis zu 360° gehüllt nicht enden. Immer wieder die rasante Beschleunigungen auf über 60 km/h, die Finger an den Bremsen krampfend, sich immer mehr in die Kurven lehnend. Trotz dieses unglaublichen Fahrerlebnisses darf man nicht vergessen, dass jedes Jahr Radfahrer ihr Können überschätzen, in Leichtsinn Kurven schneiden und immer wieder in den Serpentinen tödlich verunglücken. Im kleinen Hafen angekommen, genehmigten wir uns einen wärmenden Kaffee, um die Fingen und die Seele aufzutauen, die Freude über die Fahrt war uns buchstäblich vom Gesicht abzulesen.
Doch das Schönste kam noch: Es ist eine der touristischen Attraktionen Sa Calobras, der Grund für Busse voller Touristen, die sich die Straßen nach unten und wieder hochschleppen. Eine, durch einen Felsspalt zu erreichende Bucht, beiden Seiten von hohen Klippen umgeben, lag vollkommen versteckt und nur durch einen höhlenartigen Tunnel erreichbar in einer Felsschlucht, die sich weit ins Gebirge zog.
Der an den Füßen etwas unangenehme Kieselstrand und die Notwendigkeit sich zwischen den Touristen umzuziehen hinderte Konrad nicht daran sich in die erfrischenden Wellen zu werfen. Witalli indes konnte einer anderen Versuchung nicht widerstehen: Die hoch emporragenden, zerklüfteten Felsen zogen ihn magisch an. –Leider ohne Sicherung hat man sich auf Boulderhöhen beschränken müssen, wie gerne hätten wir in diesem Moment Seil und “friends” (Klemmkeile zur Sicherung) bei uns geführt, um die Felsen vollends zu erklimmen.
Nach einer Stärkung an einer in der Mikrowelle aufgewärmten und überteuerten Touri-Pizza, wagten wir den Aufstieg. Die 10km, die wir vor kurzer Zeit hinabrasten, schlängelten wir uns nun beständig unter einer Stunde wieder hoch. Etwa 500m vor dem Ziel entdeckten wir eine von Quellwasser gespeiste Einfassung, die wir zur Erfrischung nutzten. Welch ein Glücksgefühl, sich wie ein Pferd Kopfüber in dem Becken zu tränken!
Voller Freude und entspannt von den im eiskalten Nass gekühlten Köpfen ließen wir uns den kurzen Abschnitt bis zur Kreuzung rollen. Die nächste Steigung nahmen wir mit Leichtigkeit. Denn uns erwarteten zwei Bergseen und eine — von dem herzlichen Refugium Pont Roma organisierte — Unterkunft im Refugium Muneta.
Der Puig Major lag vor uns. Endlich sollte der höchste (asphaltierte) Punkt der Insel erklommen werden. Meter um Meter kämpften wir uns nach oben. Tunnel waren auch zu passieren, wir hielten ordnungsgemäß vor Einfahrt an der Seite, um die Fahrradbeleuchtung zu befestigen, stellten jedoch fest, dass sie nicht wirklich nötig gewesen wäre. Nach dem ersten Tunnel tauchte vor uns auch der erste Bergsee auf. Das Wasser von türkiser Farbe und einer majestätischen Erhabenheit. Wir schossen unser obligatorisches “Hey, we’ve been there foto” und steuerten auf den zweiten See “Cober” zu, an dem wir eine kurze Pause einlegten, um einige Kalorien zu uns zu nehmen und unsere Rucksäcke um einige Liter Cola und Wasser zu erleichtern.
Irgendwie hatte Konrad es geschafft, sich vor dem Picknick mit seinem Bike abzulegen. Ein Windstoß riss ihn bei artistisch anmutenden Standübungen um — es war wohl höchste Zeit für die Pause. Nach der Stärkung powerten wir mit neuer Energie weiter in Richtung Puig Major. Lange genossen wir nicht den Triumph, ihn bezwungen zu haben. Wir atmeten einmal tief durch, zogen die Windjacken über und sausten mit 50 km/h im Durchschnitt die längste Abfahrt unserer Tour, ca. 12km herunter. An der Kreuzung zwischen Soller und Port de Soller kam das Blut wieder langsam in die Fuß- und Fingerglieder und die Kälte, ja beinahe der Frost, wich aus unseren Adern. Die Sonne vermochte es uns wieder aufzuwärmen, während wir die Iglesia de Sant Bartomeu im Zentrum von Soller erreichten und uns bei einer Kugel Eis die einfahrende Bummelbahn anschauten. Die Suche nach einem Einkaufszentrum gaben wir auf, nachdem uns ein Anwohner sagte: hoy es domingo, senor. es ist Sonntag.
Die Einstellung die letzten Höhenmeter hinter uns gebracht zu haben mussten wir revidieren. Ein kurzer Abriss der folgenden 4 Stunden: wir erreichten Port de Soller, fanden das Refugium Muleta ganz oben auf der Felsspitze neben dem Leuchtturm (recht mühselig waren die letzten Meter für die bleiernen Beine), fuhren wieder zum Strand, legten uns in die Sonne, setzten uns danach in ein kleines Restaurant, mussten danach wieder hoch (und noch schwerer waren die Beine), duschten, spielten zum Tagesabschluss eine Runde Schach und schliefen noch vor Mitternacht tief und fest ein. Was für ein Tag! Ah, ¡que dia!
Der sechste Abschnitt
- Start: Port de Soller (Refugi Muleta)
- Ziel: Peguera (Hostal Maria)
Der frühe Vogel fängt den Wurm – oder ein bisschen mehr Frühstück. So gegen 7 Uhr schleppten wir uns in die aufgehende Sonne. Frühsport stand auf dem Programm, ein perfekter Baum für Klimmzüge, Bänke für Dips und Liegestütze. Nun war auch das Refugium-Frühstück angerichtet. Die Uhr im Hinterkopf nahmen wir Brot mit Schinken, Käse und Marmelade zu uns, Kaffee mit Ausblick auf die Weite des Meeres, In Soller füllten wir unsere Vorräte wieder auf und nahmen den die erste Aufstiegsetappe des Tages in Angriff.
Die Oberschenkel meldeten sich sehr zeitig, da wir ihnen keinen einzigen Ruhetag gegönnt haben. Doch wir sind zäh.Zwei bis drei Kilometer und einige Höhenmeter später spiegelte sich die Müdigkeit nur noch in dem Tempo wieder — Unsere Blicke waren wieder auf die Landschaft gerichtet, vor allem auf die traumhafte Küstenlinie, an der wir den ganzen Tag entlang fahren würden. Je weiter wir fuhren, umso öfter schauten wir in den Himmel, der sich ganz langsam verdunkelte. Erst graue, etwas später schon schwarze Wolken breiteten uns ein wenig Sorgen — und ließ uns erahnen, was uns unausweichlich bevorstand. Viel zu früh war es dann soweit: Die Sonne hat den Kampf gegen die dichten Wolken verloren und es begann zu regnen. Der ersten Regenwelle konnten wir unter einer Haltestelle trotzen. Die zweite erwischte uns an einer schönen Abfahrt. Die Hoffnung war vergebens, diese trocken zu überstehen. — es sollte nicht sein. Klitschnass rollten wir in ein kleines Dorf ein, in dem wir das erste Lokal anfuhren, um uns zu trocknen und an einem Tee zu wärmen. Wir konnten nicht widerstehen, die Pizza, die wir verputzten, war exquisite. Die Weiterfahrt wurde nur noch ein Mal vom aufkeimenden Regen begleitet, bevor die Temperaturen wieder zunahmen, je westlicher wir kamen, je geringer unsere Höhe war.
Eine Abfahrt mit zwingend folgender Auffahrt à la Sa Calobra in Erinnerung an den Vortag mussten wir in diese Etappe noch einbauen. Die etwa 6 km lange Serpentine nach Port de Valdemossa in der Nähe von S’Arxiduc hat aus Rennradliebe gelohnt, immerhin gab es in dem Zehnseelendorf einen guten Kaffee. Nachdem die Kurven wieder erklommen waren ging es hauptsächlich bergab. Die 8 km lange Abfahrt entschädigte für die ganzen Strapazen. Mit 60–65 km/h überholte Konrad sogar einen Kleinbus – Don Chichotte hatte seine Windmühle gefunden. Schnurstracks rasten wir auf Andratx zu und entschieden dort den kleinen Umweg nach St. Elm zu nehmen. Trotz Müdigkeit erreichten wir das kleine Hafenstädtchen in einem beachtlichen Tempo. Der Anblick vom westlichsten Örtchen auf die Insel Sa Dragonera lohnt sich. Und das Beste daran: Knallend heiße Sonnenstrahlen begrüßten uns an der Landspitze. Die nassen Sachen aus den Rucksäcken raus gezogen und auf der kleinen Mauer zum Trocknen für eine 45 minütigen Pause ausgelegt bewirkte wahre Wunder. Zudem kletterte auch das Launenbarometer wieder nach oben: es gibt doch nichts Schöneres als voller Zufriedenheit über die bewältigte Strecke – die Berge sind bezwungen – die breite Brust der Sonne entgegen zustrecken.
Der Launenbarometer bewegte seinen Zeiger nach oben und wir radelten zurück zur Hauptstraße. Witalli hat sich auf dem Weg noch kurz überlegt, dass es beim Absteigen doch mal interessant wäre, den rechten Cleat in der Pedale stecken zu lassen. An dieser Stelle haben wir das allererste Mal ein Multitool vermisst, denn der Cleat ließ sich mittels primitiver Werkzeuge schnell befreien, aber zum Wiederanschrauben fehlte uns der passend-geformte Stein. Dreicleatig ging es in Richtung Peguera.
Glück im Unglück: Wir haben uns verfahren, trafen jedoch auf einen netten deutschen Herren, der mit einem passenden Imbusschlüssel aus der kleinen Panne helfen konnte. Wieder auf der richtigen Straße sammelten wir die restlichen Kräfte und steuerten Peguera an.
Peguera, ein Traum? Wohl kaum! Ich entsinne mich an Zeiten, in denen die Möglichkeit diskutiert wurde auf dieser Insel ein 17tes Bundeland dieser emsigen Republik zu finden. Der Zusammenhang zu Peguera? Bei der Durchfahrt nur deutsche Lokale, deutsche Sprache überall, wo man hinhörte, ob nun unausstehliche Schlager oder Locksprüche in die Geschäfte. Einzig spanisch an Peguera war an dem Tag das Wetter. Aber same procedure as at every place – (der Leser mag sofort an Kaffee denken) Wir steuerten die Touriinfo an, diese war bereits geschlossen, jedoch sagte uns eine freundliche Spanierin, dass wir uns an Ihren Ehemann wenden könnten, dieser kenne sich in dem Örtchen sehr gut aus. Selbstverständlich sprach er deutsch und hat uns 3 Übernachtungsoptionen empfehlen können, uns die jeweiligen Vorzüge aufgezeigt und Essensvorschläge unterbreitet. Als erstes fuhren wir das Hostal Maria an und hatten Glück noch ein Zimmer für den Tag zu bekommen. Wir konnten den Preis etwas zu unseren Gunsten anpassen und waren zufrieden mit einem Zimmer mit zwei Betten direkt am Strand für 18 Euro pro Person inkl. Frühstück.
Nach einer wohltuenden Dusche stärkten wir uns wenige Meter entfernt in einer Imbissbude und betrachteten die vorbeilaufenden krebsroten Touristen. Anschließend genossen wir in einer Bar direkt neben dem Hostal einen Kaffee, oder waren es zwei?, wie auch immer, nutzten das WLAN, um uns upzudaten und fielen kurze Zeit später todmüde in die Betten.
Die letzte Etappe (Strecke bei endomondo ansehen)
- Peguera
- Playa de Palma (Radabgabe Hotel Gran Fiesta)
Peguera konnte in unseren Augen mit Porto Christo hinsichtlich seiner Facetten an Attraktivitäten konkurrieren. Ein Örtchen, das auf Strandurlaub ausgelegt ist, bietet bei verhangenem Himmel und der Aussicht auf Regen wenig Anreize zu verweilen. Kurzum, dem Straßenzug mit T‑Shirt‑, Brillen- und Schmuckgeschäften, dem obligatorischen Spar und dem hilfsbereiten Juwelier haben wir nach einem angenehmen und ausgedehnten Frühstück des Hostals schnell den Rücken gekehrt. Vorab fuhren wir noch einen im Ort befindlichen Hürzler-Service-Point an um auf die letzten Kilometer für optimalen Druck auf den Reifen zu sorgen. Am Service-Point haben wir die Öffnungszeiten für Palma erfragt — bis 19:00 müssen wir die Fahrräder abgegeben haben. Ein voller Tag also noch zum Radfahren, nur kein einladendes Wetter.
So wirklich wollte uns der Ort nicht ziehen lassen. Zunächst führte uns der Straßenverlauf zu einer Schnellstraße Richtung Palma. Das ungute Gefühl der schnellen Autos im Rücken versüßt einem nicht die Fahrt, so dass wir beschlossen entlang der Küste eine ruhigere Route zu finden. Diese Entscheidung mündete in der Notwendigkeit etwa einen Kilometer die Fahrräder durch unbefestigtes Terrain zu tragen — zumindest eine Möglichkeit nochmal ein inniges Verhältnis zum Drahtesel aufzubauen. Schieben war gestern, Alubikes möchten getragen werden.
Viele Kilometer sind es nun nicht mehr bis Palma. Mit ca. 30 flachen, größtenteils abfallenden Kilometern nur eine gute Stunde vom Mietpunkt entfernt, mussten wir noch eine Etappe in den Tag einbauen. Besonders einfallsreich waren wir nicht, so sollte erst ein Kap mit Leuchtturm und im Anschluss ein Berg angefahren werden.
Kurzum, den Abzweig auf der Strecke zum Cala en Sopa und dem Leuchtturm haben wir verpasst, unsere Strecke sollte uns teilweise wieder leichte Anstiege hoch zu einer Bucht Namens Cala Port de Vells in der Nähe des Örtchens Sol de Mallorca führen. Sicher kein Geheimtip, die Straßen sind zwar in ausgezeichnetem Zustand, aber es erwartet einen eine Bucht wie jede andere. Sicher werden jedoch der verhangene Himmel und die Gewöhnung an die traumhaften Bergpassagen der nördlichen Berge starken Einfluss auf unser Empfinden ausgeübt haben. Man ist nun verwöhnt.
Mit immer noch trockenem Himmel haben wir eine Bucht erreicht, es bot sich nur nicht mehr an den Kaffee am Strand zu trinken, der Wind wurde stärker und die Kellner waren bereits fleißig mit dem Abbau der Tische beschäftigt — sie schienen schon mit dem kommenden Regen akzeptiert zu haben, den wir nicht für wahr halten wollten. Nicht eines Besseren belehrbar, beharrten wir auf diese letzte Fahrradtour.
Unsere Strecke führte uns nun wieder Richtung Norden und geradewegs auf die tiefgrauen Wolken zu. Nächstes Ziel sollte das größere Städtchen Calvia sein. Die einzelnen Ortschaften wie zum Beispiel die als Ballermann berüchtigten Küstendörfer Palma Nova oder Magaluf ließen wir mangels Interesse links liegen — für uns passte das nicht unbedingt in das von der Tendenz doch eher sportlich orientierte Programm. Oder Kurzum: um diese Art des Elends zu sehen brauchen wir nicht in den Urlaub zu fliegen.
In Calvia wurde es Zeit die Speicher zu füllen. Sowohl 3 Liter Wasser in die Flaschen als auch eine ordentliche Portion Essen in den Magen waren nötig. Kleine Supermärkte mit einer Fleischerabteilung bieten häufig die Möglichkeit auf Nachfrage an, für einen geringen Aufpreis Brötchen oder Brot zu belegen. Ganz typisch mit dem mit Tomate versetzen Öl anstatt Butter und für uns mit reichlich Serrano Schinken belegt. Als Beilage Gemüse, im Nachgang Obst und Trinkjoghurt und vielleicht noch ein Schokohörnchen.
Diesen Genuss unter freiem Himmel im Sonnenschein zu haben, hätte sicher die Stärkung perfekt gemacht. Leider haben uns stattdessen die schon lange mit Argwohn betrachteten Wolken erreicht und der Tag begann sich nun einzuregnen. Zuflucht vor diesem Wetter suchend stellten wir uns an einem Hauseingang unter, flohen dann doch sehr bald auf den Rädern zu einem Café, um uns im Schutze der Wärme zu einem kleinen “Krisenstab” zu verschanzen.
Rosita, eine Frohnatur mittleren Alters und vermutlich auch die Inhaberin des kleinen Cafés, wusste uns mit ihrem britischen Akzent und kleinen Spitzen zum Wetter bei Laune zu halten. Ein köstlicher Kaffee gab uns zudem die Kraft und den Willen, abermals die bewährte Tütenmethode anzuwenden, uns auf einen nassen Hintern vorzubereiten und trotz nasser Straßen bei schwächer werdendem Regen wieder einen Anstieg anzugehen, andere Rennradfahrer verlängerten lieber die Zwangspause.
So kämpften wir uns einen Berg hoch, der seitlich nur nicht einladende Tore zu vor Blicken geschützten Villen hatte, bis wir uns nach einer weiteren Kurve und weiteren Villenzufahrten die Sinnlosigkeit dieser Strecke vor Augen führten. Auch der Rückweg mit einer vorsichtigen Abfahrt wegen der nassen und glatten Straßen ist keine Nachempfindung wert.
Am Anfang des Anstieges vollbrachte es Konrad sich ein zweites und letztes Mal abzulegen, die nasse Straße in Verbindung mit einem abhebenden Vorderrad beim Antritt und einer gehörigen Portion Ungeschicklichkeit sollten für einen blauen Fleck am Hintern sorgen.
Sobald wir die Hauptstraße erreicht haben, hieß es nun wieder kräftig und zügig ungeachtet des immerwährenden Regens in die Pedale zu treten und ohne Pause über Portals Nous und die anderen Küstenorte nach Palma reinzufahren. In Palma angekommen wichen wir von der Straße auf die Radstrecke entlang der Küste aus, mit einer nicht unerheblichen Geschwindigkeitsüberschreitung (zulässig sind 15 km/h), scharfen Bremsmanövern an 90° Kurven und Zurseitetreiben anderer Fahrradfahrer haben wir ohne den schönen Stränden und Küstenabschnitten unsere Beachtung zu schenken Platja de Palma erreicht und gaben durchgefroren, durchnässt und mit fast vollen Wasserreserven die Fahrräder ab.
Die Abgabe war vollkommen problemlos, die Fahrräder wurden nicht akribisch nach etwaigen neuen Mängeln untersucht.
Tja, zum Ende dann die schwierige Hürzelerfrage: Schlauch oder Socken? Konrad hat den Schlauch behalten, Socken hatte er genug. Witalli hat genug Schläuche und entschied sich für schweizer Funktionssocken mit riesigem weißem Kreuz in rotem Feld.
Die Fahrräder waren wir nun wieder los, der Urlaub also auch fast zu Ende. Die kalte klebende Kleidung am Körper wollten wir unbedingt loswerden. Durchfroren und durchnässt gab es nur einen Wusch — eine heiße Dusche. Wir gönnten uns einen Saunabesuch, welche erst nach einer Ewigkeit warm wurde. Zugang zu einer warmen Dusche hatten wir nicht, so setzen wir uns gemeinsam in die Einmannzelle an Sauna, um uns aufzuwärmen.
Die 700 km sind wir nun nicht ganz in den 7 Tagen gefahren, Schuld trägt natürlich nur das Wetter.
Als wir wieder einigermaßen gesellschaftsfähig das Hotel verließen, trauten sich die ersten Sonnenstrahlen vorsichtig durch die Wolkendecke. Das Abschlussprogramm war soweit klar: Bekanntes Hostel in Palma aufsuchen, Sachen ablegen und einen guten Platz zum Essen finden.
Mit dem Bus fuhren wir zum Placa Espagna, von dort sollten es etwa 10 Fußminuten zur bekannten Unterkunft sein. An dieser Stelle brauchen wir nicht näher zu erläutern, dass wir tatsächlich den Namen und die Adresse von Hostal Bravo vergessen haben und Stunden mit der Suche nach der kleinen Seitenstraße mit müden Beinen und knurrendem Magen verbracht haben. Die Laune war im Keller, selten kann man solch ein weltfremdes Verhalten beobachten, erst recht nicht an sich selbst. Placa Major haben wir sicher 10 mal gekreuzt, Ständige Wiedererkennungen — Placa d’Olivar, der Ort an dem wir Eis gegessen haben, dieser Baum ist auch bekannt, hier ist das Rathaus, hier die Drogerie … Sichtlich erschöpft und erleichtert haben wir das Hostal schlussendlich doch noch gefunden. Um ein Haar wären wir abermals vorbei gelaufen.
Nun nur noch das Restaurant finden, dass uns ein ganzes Schwein zubereitet und wir werden gut schlafen können.
Die sehenswerte Festung Bellver haben wir nicht mehr aufsuchen können, diese letzte Attraktion der Rundfahrt hält sich uns für den Herbst warm, wenn es wieder heißt, ein Stückchen Paradies spüren und den eigenen Körper wieder ausfahren.
Fazit
Mallorca mit dem Rennrad umrunden — geht!
Wir haben viel gesehen, hatten jede Menge Spaß und Herausforderungen, konnten unsere zuvor erlernten Spanischkenntnisse mit Erfolg einsetzen, haben viel guten Kaffee getrunken und waren endlos begeistert von der mallorkinischen Natur und dem Klima.
Wir hatten Glück mit dem Wetter und mit dem Finden der Übernachtungsmöglichkeiten. In der Hauptsaison ist ein solches Unterfangen wohl kaum möglich. Alle Menschen, denen wir begegnet sind, waren stets freundlich. Das spricht sehr für die Insel.
Wir können es kaum abwarten, erneut auf der Insel in die Pedale zu springen. Erste Ideen zur Routenänderung sind schon gefasst. So soll der sportliche Aspekt mit gezielten Trainingstouren zu einer höheren Leistungsfähigkeit führen. Ruhetage werden uns mit kurzen Ausfahrten die Kultur der Mallorkinen näherbringen.
Ein dritter Anlauf so auch nicht zu lange auf sich warten lassen: Klettern, Wandern, Mountainbiken, Kajak fahren… das Angebot an Freizeitaktivitäten ist schier unendlich.
Mallorca auf dem Rennrad ist unsererseits eine absolute Empfehlung! Auch jetzt, einen Monat später, hält die Begeisterung an.
Habt ihr Fragen? Dann schreibt uns eine Mail oder hinterlasst einen Kommentar.
Moin Jungs,
da habt ihr euch aber ganz schön Mühe gegeben mit eurer Seite.
Zu euren gefahrenen Strecken ein lieb gemeinter Tipp:
Ich fahre mit einer Gievenbecker Truppe seit 20 Jahren auf Malle, dadurch kenne ich die Insel ein wenig.
Man kann (ähnlich wie im Münsterland) auf Malle auch viel asphaltierte Wirtschaftswege fahren.
Da sind dann deutlich weniger Autos unterwegs und man ist weniger gefährdet (jedes Jahr werden mehrere Rennradfahrer platt gefahren).
Insbesondere Orient (von Bunyola aus) und das Zentrum von Petra lohnen sich.
Oder der Col de Vent von Palma nach Calvia. Oder …
Unter http://www.gpsies.de mal nach Strecken von ScoutKetteRechts suchen, da bekommt ihr ein paar Aternativen.
Liebe Grüße & weiterhin viel Spaß
Michael
Glückwunsch und Respekt zu der geilen Tour!
Malle hat so viele schöne Facetten, der normale Touri bekommt sie gar nicht zu sehen. Daher habt ihr es genau richtig gemacht, nur mit zu wenig Zeit.
Wenn ihr noch mal was geiles plant: Ab in die Pyrenäen. Schaut mal auf meinen youtube Kanal, vielleicht findet ihr einige Anregungen.
Gruss aus dem Münsterland
Henry
Hi Henry und danke für den Tipp. Wir schauen auf jeden Fall in deinem Channel vorbei. Mal sehen, was sich für 2014 einrichten lässt.
Lieben Gruß
Toller Bericht. Ist denn für 2014 was geplant? Viele Grüße von einer Mallorca-Liebhaberin
Hallo Katrin,
vielen Dank für deinen Kommentar. Für 2014 war im Frühjahr etwas angedacht, musste aber ins Wasser fallen. Aber vielleicht ergibt sich noch etwas Spontanes. Mal sehen.
Bist du denn häufiger dort?
Super Bericht! Genau das hab ich gesucht! Werde in 2 Wochen starten. Route gefällt mir…werd ich größtenteils übernehmen…top! In welchem Monat wart ihr da? Meinst m Mai muss man de Unterkünfte schon vorreservieren?
Bin gespannt auf euren nächsten Reisebericht. Lässt sich schön lesen.
Liebe Grüße aus Nürnberg
Hallo Nina, schön, dass dir unser Bericht gefallen hat 😉
Wir waren Anfang Mai dort. Am 14.5. hin und am 22.5. waren wir wieder in Deutschland. Zu dem Zeitpunkt (vor zwei Jahren) hat das auch ohne Buchungen wunderbar geklappt.
Nächste Woche sind wir wieder dort, also vom 28.4. bis 5.5. — Mal sehen, wie das wird. Wir werden berichten. Wenn du vor deinem Flug noch Infos benötigst, melde dich gern.
Gruß nach Nürnberg
Habe durch Zufall Eure Seite endeckt und gleich richtig verschlungen. Super Bericht und ganz tolle Videos. Bin seit vielen Jahren auf Mallorca zum Rennradeln und habe einiges wieder erkannt.
Liebe Grüße aus Zeven im Landkreis Rotenburg/Wümme
Hallo Robert und danke für deinen Kommentar! Freut uns, dass es dir gefallen hat.
Wir sind gerade dabei den Bericht von der diesjährigen Tour fertigzustellen und hoffen, dass auch dieser Anklang findet 😉
Schönen Gruß,
Willi
Mit großem Interesse haben wir eure Berichte von 2013 und 2015 gelesen und einige von euch beschriebene Orte besucht (Alcudia, Pollenca, Port de Pollenca, Sa Calobra, Soller, Port de Soller, San Salvador…). Wir sind zwar keine Rennräder, sondern ein Auto gefahren, konnten aber trotzdem euren Empfehlungen folgen.
Dabei haben wir einen großen Respekt vor den Leistungen der Rennradfahrer, die schwere Serpantinstrassen hoch- und runterfahren, gewonnen.
Besonders aber haben uns eure Rucksack-Reisen ohne geplanten Unterkünfte fasziniert.
Vielen Dank für die tollen Berichte! Wir freuen uns auf die neuen!
Ganz liebe Grüße
Alla und Lilli
Danke euch für das Feedback. Es freut mich, dass es euch gefallen hat 😉
Hey; es hat wirklich Spaß gemacht eure Reise zu verfolgen. Ich hätte auch nochmal ne Frage. Wir überlegen im März auch hinzufliegen und eine Radtour zu machen. Da wir jedoch echt keine Profisportler sind macht mir das doch etwas Bedenken. Schafft man sowas gut mit mittlerer Kondition? Eure Kilometer Anzahl kommt mir für mich selbst jetzt recht viel vor. Was meint ihr, wie viel ist da realistisch gesehen pro Tag zu schaffen, 40–50km, da wir auch nicht so schnell fahren?
Liebe Grüße, Elli
Hallo Elli und danke für dein Feedback. Zu deiner Frage: Wenn ihr bereits (Renn)Raderfahrung habt, so sollten Strecken zwischen 50–100 Kilometer zu schaffen sein.. Natürlich macht es ein Unterschied, ob man eher im flachen Land (Süden, Osten) unterwegs ist oder krasse Anstiege (Norden, Westen) bezwingen muss. Um alles etwas entspannter zu gestalten, würde ich empfehlen, eine Unterkunft im Norden (Polenca, Port de Polenca, Can Picafort) zu buchen und von dort tägliche Touren zu starten. Zu Beginn eher Richtung Osten, um den Körper ans Rad und Klima zu gewöhnen, dann Richtung Zentrum und erst am dritten Tag Richtung “Formentor”. Wenn das alles gemeistert wurde, so kann man sich durch die Bergetappen jagen.
Hallo Willi !
Ich will mich zu aller erst bei euch bedanken für diese geniale Inspiration und die perfekten Reiseinformationen. Als ich euren Bericht gelesen hatte, war mir klar, dass ich diese Rundtour unbedingt auch fahren möchte. Im Herbst letzten Jahres konnte ich noch zwei Freunde begeistern. Und so ging es den am 6.4.2019 los. Wir haben uns beim Huerzeler Räder gemietet und sind eure Route nach gefahren. Na ja, mit einer Ausnahme. Das Cap Fermentor bei Porte Polenca haben wir ausgelassen, weil wir Angst hatten (wir sind schon etwas älter, 50 Jahre und nicht mehr ganz so athletisch gebaut wie ihr) uns würden dann die Körner fürs Tramontana fehlen. Wie sich herausstellte war das völliger Quatsch. Alles in Allem war diese Runde noch viel schöner als wir uns das vorgestellt hatten. Land und Leute sind außerhalb der Saison entspannt, freundlich und geduldig bei der Hand- und Fuß- Kommunikation. Ich werde diese Tour bestimmt nicht das letzte mal gemacht haben, und danke euch nochmals für diese super tolle Idee.
Liebe Grüße ‚Stephan
Moin Stephan! Vielen lieben Dank für deine Worte — Diese haben mir den Tag versüßt! Es freut mich, dass ihr das kleine Abenteuer gewagt und letztendlich auch genossen habt. Und vor allem DANKE fürs Feedback 🙂 — Ich würde mich sehr über ein paar Fotos von euch und eurer Malle-Tour freuen. Habt ihr diese evtl irgendwo online gestellt? Oder könntest du sie mir via Mail zukommen lassen? LG, Willi
Hallo Willi,
zufälligerweise bin ich über euren Reisebericht gestolpert.
Da ich selbst erst im Februar mit einem Kumpel auf Mallorca war, konnte ich viele Orte und Strecken wiedererkennen und sofort kommt die Lust auf eine langen Rennrad-Ausfahrt auf der Insel hoch.
Vor Allem die Strecken am Cap Formentor und rund um das Kloster Lluc (Col de Femenia, Col dels Reis und Col de sa Batalla) hat uns extrem gefallen, da wir im Februar bei hervorragendem Wetter mit Sonnenschein und 15–20 Grad die Straßen fast für uns allein hatten.
Falls ihr es bisher ausgelassen habt kann ich euch von Arta aus einen Abstecher zum “Ermita de Betlém” sehr empfehlen. Landschaftlich super schön, Strecke nicht so fordernd wie die Tramuntana aber trotzdem sehr lohnenswert.
Wenn ihr noch am rennradeln seid, sieht man sich ggf. in Zukunft mal, da ich in Münster studiere.
Beste Grüße und Kette rechts,
Sebastian